Bayer-Aktien gingen am Mittwoch gegen den Markttrend mit Verlusten aus dem Handel. Der Grund: Sorgen um weitere Milliarden-Risiken in der Bayer-Bilanz in Folge der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto. Der negative Newsflow findet so im Vorfeld der Bekanntgabe der Quartalszahlen am 30. Juli seine Fortsetzung.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat sich mit möglichen Prozessrisiken im Kontext mit der Übernahme und dem Produktportfolio von Monsanto befasst und ein weiteres Milliardenrisiko beschrieben - und damit die Sorgen der Aktionäre des Leverkusener Unternehmens genährt. Die Agentur schreibt, der sich "ausweitende rechtliche Alptraum über den Unkrautvernichter Roundup" sei nicht die einzige potenzielle Multi-Milliarden-Dollar-Risiko, dem sich Bayer seit der Übernahme von Monsanto im vergangenen Jahr ausgesetzt sähe.
Probleme aus der Vergangenheit holen Bayer jetzt ein
Bloomberg zielt bei seinem Bericht auf Probleme aus der Vergangenheit ab, die Bayer jetzt einholen. Während Tausende von Schadenersatzklagen im Zusammenhang mit Roundup für Schlagzeilen sorgten und die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich zögen, sei der deutsche Mischkonzern auch zum Ziel von Klagen amerikanischer Bundesstaaten und Städte geworden, die versuchen würden, giftige PCBs zu reinigen. Die weit verbreitete feuerfeste chemische Verbindung wurde in den USA vor vier Jahrzehnten verboten, nachdem sich herausgestellt hat, dass sie ein erhebliches Krebsrisiko berge. Ob und inwieweit Monsanto respektive Bayer heute dafür zur Verantwortung gezogen werden können, wird nun immer häufiger von Gerichten beantwortet.
Fest stehe derzeit nur, dass Monsanto bereits fast eine Milliarde Dollar ausgegeben habe, um frühere PCB-Ansprüche beizulegen. Neue Fälle können noch kostspieliger sein, zitieren die Autoren Jean Eggen, der Umweltrecht an der Widener University in Wilmington, Delaware, unterrichtet.
Die PCB-Risiken lassen sich derzeit ebenso schwer einschätzen wie die Risiken in Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Dass die Übernahme von Monsanto allerdings ein Risiko gewesen ist, wird mit nahezu jedem Tag offensichtlicher. Auch wenn DGB-Chef und Bayer-Aufsichtsrat Reiner Hoffmann zuletzt wie schon viele seiner Kollegen vor ihm dem amtieren Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann den Rücken gestärkt hat - die Lage wird gefühlt von Tag zu Tag kritischer. Selbst Erfolgsmeldungen wie etwa der Verkauf von Dr. Scholl's verpuffen in dieser Gemengelage schon nach kurzer Zeit. Anleger richten jetzt den Fokus auf den 30. Juli. Dann wird Bayer seinen Halbjahresfinanzbericht veröffentlichen. Wie schon bei vorherigen Terminen ähnlicher Natur werden Investoren vor allem auf eine Zahl schielen: Die Höhe der eingegangenen Klagen in Zusammenhang mit Roundup. Für einen Einstieg auf der Long-Seite ist es vor diesem Hintergrund noch zu früh.