Erst Schlusslicht im DAX, jetzt unter den Top-Gewinnern im Auswahlindex: Bayer-Aktionäre erleben am Dienstag eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Ursächlich für den erneuten Abverkauf war eine Meldung aus den USA im Kontext mit den ebenso langwierigen wie kostspieligen Klagen in Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup.
Kein einfacher Tag für Bayer-Aktionäre - aber am Ende womöglich ein versöhnlicher. Die Aktie des Leverkusener Konzerns fiel zunächst ans Ende der Verliererliste im DAX zurück. Wie so oft in den vergangenen Wochen. Grund heute: Ein Gerichtsentscheid in Atlanta am Montag. Bayer hat in seinen Bemühungen um ein Ende der US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten einen Rückschlag hinnehmen müssen. Das elfte US-Berufungsgericht lehnte am Montag das Argument von Bayer im Fall Carson ab, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen beim Verkauf von Unkrautvernichtern über dem Recht von Bundesstaaten steht. Damit wird es für den Pharma- und Agrarchemiekonzern wohl noch schwieriger, die noch ausstehenden Glyphosat-Klagen beizulegen. Der Dax -Konzern zeigte sich mit der richterlichen Entscheidung nicht einverstanden und erwägt, gegen das Urteil vorzugehen.
Deutsche Bank skeptischer, aber nicht bearish
Derweil blickt Deutsche Bank Research weniger optimistisch auf die Aktie, ist aber dennoch nicht bearish. Womöglich ein Strohhalm, nach dem Anleger heute gerne greifen. So hat die Deutsche Bank das Kursziel für Bayer vor den Zahlen zum vierten Quartal (am 5. März) zwar von 45 auf 34 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Hold" belassen. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern dürfte schwach abgeschnitten haben, schrieb Analyst Falko Friedrichs in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Die Leverkusener stünden vor einer unsicheren Zukunft. Da eine kurzfristige Aufspaltung des Unternehmens jetzt recht unwahrscheinlich erscheine, könnte sich Bayer in den nächsten Jahren im Umstrukturierungsmodus befinden. Zudem gebe es immer noch Rückschläge bei Rechtsstreitigkeiten. Doch unter dem Strich wirken selbst die 34 Euro wie ein willkommenes Versprechen. Immerhin bedeuten sie Aufwärtspotenzial.
Die Aktie von Bayer zählt zu den schwächsten Werten in diesem Jahr. Zuletzt blieben sogar die Durchschnaufphasen aus. Die heutige Bewegung von 27,84 Euro im Tief - wohlgemerkt der tiefste Stand seit 2005 - auf 29,30 Euro ist ein solches Durchschnaufen. Das Signal zum Aufatmen ist es noch nicht. Auch wenn kurzfristig - vorausgesetzt der DAX steigt auf ein neues Hoch und bestätigt dies auch noch - sogar ein Gap Close in Richtung 32 Euro nicht unmöglich erscheint. Es wäre zumindest eine willkommene Abwechslung für die arg gebeutelten Bayer-Aktionäre.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.