Die aktuelle Krise trifft die Automobil-Hersteller in einer schwierigen Phase. Milliarden-Investitionen in neue Mobilitätsdienste, autonomes Fahren und in die Elektromobilität haben BMW, Daimler und Volkswagen bereits vor der Krise schon schwer zugesetzt.
Aufgrund der Corona-Krise haben die Automobil-Hersteller einen Großteil der Produktion heruntergefahren. Die Aktien der drei großen deutschen Autobauer haben aufgrund der staken Abhängigkeit von der Konjunktur massiv an Wert verloren. DER AKTIONÄR sprach mit dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen über die aktuelle Situation.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, die Autoindustrie wird von der aktuellen Krise schwer getroffen. Die Absätze sinken, die Produktion steht still. Dennoch; Wie sieht ihr Best Case-Szenario für die Automobil-Hersteller aus?
Ferdinand Dudenhöffer: Best Szenario würde bedeuten, dass wir Corona in drei Monaten beherrschen. Weltweit dürfte das dann vielleicht 10% Einbußen beim Absatz im Jahr 2020, also 70 Millionen statt 80 Millionen Pkw-Verkäufe bedeuten und wir könnten uns in einer 5 Jahresperiode wieder auf das 2019-Niveau heranarbeiten.
DER AKTIONÄR: Wie steht es um die chinesischen Auto-Hersteller? Die Produktion der Hersteller aus dem Reich der Mitte wird peu a peu wieder hochgefahren, Wen sehen sie hier am besten aufgestellt?
Ferdinand Dudenhöffer: Auf der einen Seite haben wir da Unternehmen wie SAIC, BAIC, Changan, FAW, Dongfang usw. also Unternehmen im Eigentum der großen Städte oder Provinzen. Auf der anderen Seite Geely, Great Wall, BYD, also privatwirtschaftlich organisiert. Geely und Great Wall haben sich sehr dynamisch entwickelt. Ich denke, das gilt auch für die Zukunft.
DER AKTIONÄR: Werfen wir noch einen Blick auf die Zulieferer der Automobil-Industrie – wer ist ihrer Meinung nach hier für die Zukunft am besten gerüstet?
Ferdinand Dudenhöffer: Zulieferer sind die am meisten gefährdeten Unternehmen. Einerseits sitzen einige noch sehr stark im Verbrennungsmotor, müssen als die Folgen der Trump`schen Wirtschaftskriege, der Transformation zum E-Auto und von CORONA bewältigen. Das werden nicht alle schaffen. Zum zweiten sind alle, die heute in der Elektronik sitzen mit ihrer Soft- und Hardware gefährdet. Nach meiner Einschätzung haben sich unsere Zulieferer wie Mechatronik-Lieferanten entwickelt und nicht wie Software-Unternehmen. Dummerweise ist der Kern des Autos von morgen Digitalisierung. Das ist eine brisante Gemengelage. Die Zulieferer stehen deutlich größeren Herausforderungen gegenüber als die Autobauer. Waymo, Apple, Tesla definieren das Auto von Morgen.