Der harte Lockdown, der starke Euro und das Dauerthema Brexit sorgt für zunehmende Sorgen am deutschen Aktienmarkt. Die belastenden Faktoren setzen den DAX klar unter Druck
Der DAX drohte am Freitag gar unter die runde Marke von 13.000 Punkten zu rutschen, ehe einige Anleger die tieferen Kurse wieder als Chance begriffen. Aus dem Handel ging der DAX mit minus 1,4 Prozent auf 13.114 Punkten. Dies bedeutet auch auf Wochensicht einen Verlust von 1,4 Prozent.
Damit verteidigte der Leitindex zwar seinen Kurszuwachs seit der ersten Impfstoff-Erfolgsmeldung vor knapp fünf Wochen recht gut, kam jedoch über sein Anfang September erreichtes Hoch seit dem Corona-Crash nicht hinaus. Charttechnisch ist das Barometer auf kurze Sicht angeschlagen. Mit einer Jahresendrallye und womöglich neuen Rekorden in den kommenden Tagen rechnen Marktteilnehmer eher nicht.
Lockdown-Maßnahmen belasten
Denn weitere Lockdown-Maßnahmen gehen laut Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank an der Wirtschaft nicht spurlos vorüber. Das dürften die Einkaufsmanagerindizes für Euroland (am Mittwoch) ebenso zeigen wie das Ifo-Geschäftsklima (am Freitag), schrieb er in seinem Wochenausblick.
Zum Eindämmen der sich weiter stark ausbreitenden Corona-Pandemie wird das öffentliche und private Leben in Deutschland drastisch heruntergefahren. Von diesem Mittwoch (16.) an und bis zum 10. Januar muss der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf schließen. Das haben Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten am Sonntag beschlossen. In diesem Zeitraum sollen auch Schulen grundsätzlich geschlossen oder die Präsenzpflicht ausgesetzt werden. Lockerungen der strengen Kontaktbeschränkungen gibt es zu Weihnachten für Feiern im engsten Familienkreis, nicht aber zum Jahreswechsel.
Starker Euro erschwert Export
Neben dem bundesweiten Lockdown belastet hierzulande auch der starke Euro <EU0009652759>. Besonders Aktien von Exportunternehmen, wie sie im DAX zahlreich vertreten sind, sind betroffen. Außerhalb der Eurozone kann dadurch die Nachfrage nach Waren deutscher Unternehmen gedämpft werden.
Brexit mit Fragezeichen
Und dann ist da immer noch das Dauerthema Brexit, das den Anlegern auf den Magen schlägt. Die Gespräche über einen Handelspakt Großbritanniens mit der Europäischen Union werden nun doch noch einmal fortgesetzt. Darauf einigten sich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der britische Premierminister Boris Johnson bei einem Telefonat am Sonntag, wie beide Seiten mitteilten.
Hatte das Gezerre um einen Brexit-Handelspakt den deutschen Markt in jüngster Vergangenheit nur wenig belastet, sorgt das Thema angesichts der immer knapperen Zeit nun wieder für erhöhte Unsicherheit. EU und Großbritannien verhandeln seit Monaten über ein Handelsabkommen. Mit dem 1. Januar 2021 endet die Brexit-Übergangsfrist und Großbritannien scheidet aus dem Binnenmarkt und der Zollunion aus – dann möglicherweise ohne einen Deal.
Fed könnte Mittwoch Impulse liefern
Laut den Experten der Helaba könnte jedoch die US-Notenbank (Fed) noch einmal kräftig nachlegen und positive Impulse liefern. Die Sitzung zum Zinsentscheid und zu den geldpolitischen Beschlüssen steht am Mittwoch auf der Tagesordnung. Laut der Helaba wird die Fed wohl zusätzliche Maßnahmen beschließen, um die Konjunktur zu stimulieren.
Hexensabbat am Freitag
Zu Kursturbulenzen könnte es am Aktienmarkt mitunter am Freitag kommen, weil an diesem Tag Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen auslaufen. Auch ohne wesentliche Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten können die Kurse dann stärker schwanken. Wegen der teils wilden Zuckungen an den Märkten wurde für dieses Ereignis der Begriff Hexensabbat geprägt.
Mit Material von dpaAFX.