Berichte über weniger harte US-Sanktionen gegen China sorgen in der Chipbranche am Donnerstag für ordentlich Bewegung. Neben den Aktien der deutschen Branchenausrüster Aixtron und SUSS können auch die Papiere von Europas größtem Ausrüster für die Halbleiterindustrie ASML Boden gut machen. Die Hintergründe!
AKTIONÄR-Leser wissen: ASML bekam zuletzt die Kaufzurückhaltung der Kunden zu spüren. Viele Chiphersteller haben ihre Investitionspläne verschoben oder komplett zu den Akten gelegt, auch wegen einer trägeren Entwicklung der Elektromobilität. Dazu belasteten die Diskussionen rund um mögliche US-Sanktionen gegen China.
Es sind nur Gerüchte, aber sie kommen gut an: Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf informierte Kreise, die US-Regierung unter dem scheidenden Präsidenten Joe Biden erwäge zwar zusätzliche Beschränkungen für den Verkauf von Halbleiterausrüstung und KI-Speicherchips nach China. Diese Sanktionen könnten das US-Vorgehen gegen China sogar verschärfen, dürften am Ende allerdings hinter zuvor in Erwägung gezogenen noch strengeren Maßnahmen zurückbleiben. Dem Vernehmen nach sollen unter anderem weniger chinesische Zulieferer des Telekommunikationsriesen Huawei Technologies sanktioniert werden als bisher angenommen.
Auch wenn es am Ende nur Spekulationen sind, der Blick auf den Chart zeigt: Allein die Aussicht auf weniger extreme US-Restriktionen gegenüber China bei Chipequipment lässt die Aktien vieler Branchenvertreter in die Höhe schießen. Auch bei ASML heißt es heute: Keine schlechteren News, sind gute News! Doch die Gefahr, dass sich das Geschäft in China bei dem Konzern, auch durch eine mögliche Verschärfung der Exportrestriktionen unter der Trump-Administration, sehr schwach entwickeln wird, ist nicht vom Tisch.
Hintergrund: Vor zwei Jahren machte China rund 15 Prozent vom Konzernumsatz aus. In Antizipation strengerer Ausfuhrbestimmungen orderten chinesische Chiphersteller in den letzten Jahren außergewöhnlich viele ASML-Anlagen, wodurch der Erlösanteil im dritten Quartal auf 47 Prozent angestiegen ist. „Es ziehen aber bereits dunkle China-Wolken auf. So brach der Ordereingang im Q3 im Vergleich zum Vorquartal um 54 Prozent ein, was u.E. vor allem auf China zurückzuführen ist“, heißt es bei der DZ Bank. ASML erwartet für das kommende Geschäftsjahr daher auch einen Rückgang des Umsatzanteils aus dem Reich der Mitte auf rund 20 Prozent. „Sollte die Trump-Regierung weitreichendere Exportbeschränkungen beschließen und hohen Druck auf die niederländische Regierung ausüben, diese zu übernehmen, so könnte der Wert u.E. noch stärker fallen“, heben die DZ Bank-Experten den warnenden Finger.
Das größte Teil der „China-Wolken“ dürfte nach dem jüngsten Kursrutsche bereits ausreichend eingepreist sein. Zeichnet sich ab, dass sich die Ausführungen von ASML-Konzernchef Fouquet auf dem Kapitalmarkttag bewahrheiten, und zieht die globale Nachfrage im kommenden Jahr tatsächlich wieder an, dürfte sich die Aktie bereits von den aktuellen Kursniveau gelöst haben. Mit dem nachhaltigen Anstieg über die Marke von 667 Euro würde es die ersten antizyklischen, technischen Kaufsignale geben. Watchlist!