ASML bekam zuletzt die Kaufzurückhaltung der Kunden zu spüren. Konzernchef Christophe Fouquet hat Ende Oktober die Prognosen für das kommende Jahr gesenkt. Die mittel- und langfristigen Aussichten des Chipausrüsters sind unverändert gut. Das zeigt sich auch in den Einschätzungen von Goldman Sachs, JP Morgan und Co.
Angesichts der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung überlagern in der Chipbranche die Bestände an vielen Stellen noch immer die Endnachfrage. Vor allem die hinter den Erwartungen liegende Nachfrage nach Automotive-Chips und Lösungen für industrielle Anwendungen sticht dabei heraus. Viele Chiphersteller haben daher den Bau von neuen Fabriken vor erst auf Eis gelegt – und damit auch die Bestellung von entsprechenden Maschinen zurückgestellt.
Diese Entwicklung geht auch an ASML nicht spurlos vorbei: Statt der erwarteten 5,4 Milliarden Euro verbuchte der Spezialist für sogenannte Lithographie-Systeme zur Herstellung modernster Computerchips im dritten Quartal 2024 lediglich Aufträge im Wert von 2,6 Milliarden Euro. Daher wurden die Prognosen für das kommende Jahr 2025 gesenkt.
Auf dem Kapitalmarkttag Mitte November hat der Firmenlenker einen Schlussstrich unter ein schwieriges Jahr 2024 gezogen – und gleichzeitig die im Jahr 2022 aufgestellten Ziele für das Jahr 2030 bestätigt.
Nicht ohne Grund: Der Markt für KI-Chips ist weiterhin in einer guten Verfassung. ASML-Chef Fouquet sprach davon, dass die Nachfrage nach Maschinen zur Herstellung von Logik- und Speicherchips für KI-bezogene Anwendungen sehr hoch ist und sieht hier unverändert exzellente Perspektiven.
Analysten reagierten schnell: Die Schätzungen und die Kursziele wurden gesenkt. Letztere liegen aber größtenteils über dem aktuellen Kursniveau. Allen voran bei Goldman Sachs und JP Morgan, die die Aktie erst bei 1011 und 1057 Euro fair bewertet sehen. Die Aktie habe Luft nach oben in allen Szenarien, doch der Markt sei besorgt über den Zeitpunkt und das Ausmaß von Verbesserungen in der Branche, bringt JPMorgan-Experte Sandeep Deshpande die Stimmung auf den Punkt. Das durchschnittliche Kursziel aller Analysten beträgt derzeit 852 Euro – also rund 25 Prozent über dem aktuellen Niveau. Bei 30 Kaufempfehlungen und zehn neutralen Einschätzungen gibt es keine Verkaufsempfehlung.
Die Aktie arbeitet nach dem kräftigen Rücksetzer Mitte Oktober an einer Bodenbildung – und hat mit dem Anstieg über die Marke von 667 Euro ein antizyklisches Kaufsignale generiert. Mit den ersten Anzeichen, die auf eine Belebung der Nachfrage hindeuten, dürfte sich der noch junge (Aufwärts-)Trend fortsetzen. Die nächste Zielzone lautet: 750/800 Euro. Sollte die Trump-Regierung im neuen Jahr weitreichendere Exportbeschränkungen beschließen und hohen Druck auf die niederländische Regierung ausüben, diese zu übernehmen, könnte die Stimmung noch einmal umschlagen.
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