Die US-Notenbank Federal Reserve dürfte ihre Geldpolitik heute wohl nicht noch weiter straffen. Sowohl unter Bankvolkswirten als auch an den Finanzmärkten wird überwiegend mit stabilen Leitzinsen gerechnet. Spannung herrscht allerdings beim geldpolitischen Ausblick. Denn es ist ungewiss, ob die Fed ihre Zinsen weiter anheben wird oder am Ende ihres Straffungszyklus angelangt. Das dürfte auch die Infineon-Aktie beeinflussen – zumindest kurzfristig.
Die US-Notenbank werde ihre Zinsen am Mittwoch wohl nicht verändern, denn Inflation und Wachstum befänden sich auf den gewünschten Pfaden, erklärt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Angesichts der starken Zinsanhebungen schlägt sich die US-Wirtschaft immer noch erstaunlich gut. Von der allseits befürchteten Rezession ist derzeit wenig zu sehen. „Vielmehr könnte der Fed - anders als in den meisten früheren Zyklen nach einer Phase sehr hoher Inflation - durchaus eine weiche Landung der US-Wirtschaft gelingen, also eine Rückkehr der Inflation in den Zielbereich, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht“, meint Weidensteiner.
Der Zinsausblick ist deutlich schwieriger zu prognostizieren. Volkswirte machen sich bereits Gedanken, wann die Fed das mittlerweile hohe Zinsniveau wieder stutzen könnte. An den Finanzmärkten sind derzeit Zinssenkungen von etwas mehr als 0,75 Prozentpunkten für 2024 eingepreist. Weidensteiner rechnet sogar mit einem ganzen Prozentpunkt, beginnend ab Jahresmitte. DAX und Co dürften daher die anstehenden Prognosen von Fed Chef Jerome Powell zu Wirtschaftswachstum, Inflation und Arbeitsmarkt mit Spannung erwarten.
Die Sorge vor weiteren US-Zinserhöhungen und einem erhöhten Rezessionsrisiko haben auch die heimischen Technologiewerte zuletzt immer wieder ausgebremst. Die Branche gilt aufgrund ihres hohen Fremdkapitalanteils als besonders zinssensibel. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. In dem Marktumfeld haben einige institutionelle Investoren ihre Portfolios gestrafft. Im Rahmen dessen ist auch die Infineon-Aktie zurückgefallen – zumal hier sich auch erste Wachstumssorgen breit gemacht haben.
Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Fed-Entscheidung kurzfristige Impulse für die Infineon-Aktie liefert. Mit den entsprechenden Nachrichten aus den USA könnte die Aktie wieder den Vorwärtsgang einlegen. Fällt die Aktie wider Erwarten nachhaltig unter die Unterstützung um 32/33 Euro, droht eine Fortsetzung des Rücksetzers Richtung 28 Euro. Mittelfristig spricht aber weiter einiges für steigende Kurse. Anleger mit Weitblick lassen sich daher von den kurzfristigen Schwankungen der Aktie nicht aus der Ruhe bringen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Infineon befinden sich in einem Real-Depot von DER AKTIONÄR.