Airbus hält nach einem überraschend guten Tagesgeschäft im zweiten Quartal an seinen Zielen für 2023 fest. Im Gesamtjahr sollen wie geplant etwa 720 Verkehrsflugzeuge den Weg zu den Kunden finden. Bis zur Jahresmitte hat der weltgrößte Flugzeugbauer allerdings erst 316 Stück geschafft, hinkt also noch etwas hinterher.
Trotz der Engpässe bei Zulieferern bekräftigte der Vorstand um Konzernchef Guillaume Faury seine Pläne zum Produktionsausbau für die Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo. Allerdings lässt er jetzt offen, in welchem Tempo die Produktion bis 2026 auf dann monatlich 75 Maschinen der Reihe wachsen soll - und wann das bisherige Zwischenziel von 65 Stück erreicht wird. Im zweiten Quartal erzielte Airbus einen Umsatz von 15,9 Milliarden Euro und damit fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) legte um mehr als ein Drittel auf 1,85 Milliarden Euro zu. Damit übertraf der Konzern die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Der Überschuss sprang sogar um 55 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro nach oben. Analysten hatten hier jedoch noch mehr erwartet. Ein Jahr zuvor hatten zusätzliche Kosten für den Militärtransporter A400M den Gewinn belastet. Diesmal bremste der veränderte Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar den Anstieg.
Indes könnte der jüngste Rückruf von Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney indirekte Folgen für die Flugzeugproduktion bei Airbus haben. Im laufenden Jahr rechnet Faury zwar mit keinen Auswirkungen. Denn der in dieser Woche bekannt gewordene Materialmangel betrifft nur rund 1200 längst ausgelieferte Turbinen - und damit Flugzeuge, die schon länger in Betrieb sind. Sollte Pratt & Whitney jedoch in den kommenden Jahren Kapazitäten für diese Reparaturen umwidmen müssen, könnte dies zulasten von Triebwerken für neue Jets gehen.
Pratt & Whitney (P&W) gehört zum US-Konzern Raytheon Technologies, der sich künftig nur noch kurz RTX nennt. Zusammen mit seinem deutschen Partner MTU Aero Engines baut P&W die Antriebe vom Typ PW1100G-JM, die etwa bei jedem zweiten Flugzeug aus der A320neo-Familie zum Einsatz kommen. Die übrigen Jets sind mit Triebwerken vom Typ Leap von CFM ausgestattet, einem Gemeinschaftsunternehmen von Safran und General Electric.
Auch wenn die Zahlen nicht berauschend waren, bleibt Airbus auf Kurs. Die Aussichten für den glänzend aufgestellten Flugzeugbauer sind nach wie vor gut. Die Aktie bleibt daher weiterhin ein klarer Kauf (Stopp: 104,00 Euro).
Mit Material von dpa-AFX