Ryanair konnte gestern einmal mehr starke Quartalszahlen veröffentlichen. Dennoch ging es mit dem Aktienkurs deutlich bergab, da der irische Billigflieger seine Wachstumsprognose kappen musste. Der Grund hierfür war der US-Flugzeugbauer Boeing, der bei den Auslieferungen der Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max um mehrere Monate hinterherhängt.
Daher kann Ryanair die Flotte nicht so schnell vergrößern wie bisher geplant. Für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2024 rechnet Ryanair-Chef Michael O'Leary daher nur noch mit 183,5 Millionen Fluggästen. Das sind zwar neun Prozent mehr als im Vorjahr. Im Mai hatte das Management jedoch noch einen Anstieg auf 185 Millionen in Aussicht gestellt.
Erst im Mai hatte Ryanair bei Boeing 150 Mittelstreckenjets in der Langversion 737 Max 10 bestellt und sich Optionen auf weitere 150 Exemplare gesichert. Diese Variante ist noch nicht von den Behörden zugelassen. Bei den derzeit erwarteten Jets handelt es sich um die 737 Max 8200, eine Spezialversion für Billigfluggesellschaften mit mehr Sitzen und zusätzlichen Türen. Ryanair will mit den Jets die eigene Flotte vergrößern und ältere Maschinen aus der Vorgängerversion ersetzen, die mehr Kerosin verbrauchen als die Max-Generation.
Boeing steckt seit Jahren in einer Krise. Nach dem Absturz zweier Jets aus der 737-Max-Reihe bei Airlines in Indonesien und Äthiopien durfte dieser Typ ab März 2019 lange weltweit nicht abheben. Inzwischen gelten die technischen Probleme als gelöst, und die meisten Flugverbote sind längst wieder aufgehoben. Allerdings haben Boeing und sein europäischer Konkurrent Airbus inzwischen mit Engpässen in den Lieferketten zu kämpfen, wie sie auch anderen Branchen zu schaffen machen.
Dass in diesem für die Luftfahrt erfolgreichen Jahr die Wachstumsprognose wegen Boeing etwas reduziert werden muss, ist natürlich ärgerlich, aber auch kein Beinbruch. Ryanair bleibt nach wie vor der Top-Favorit im Sektor und die Aktie ein klarer Kauf (Stopp: 12,90 Euro).
Mit Material von dpa-AFX