Der niederländische Zahlungsabwickler Adyen hat am Dienstagmorgen per Trading-Update über die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal und unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie informiert. Ergebnis, Umsatz und Zahlungsvolumen sind demnach weiter gewachsen. Doch in einigen Bereichen sind die Auswirkungen der Krise bereits deutlich zu spüren.
Insgesamt ist der Umsatz von Adyen in den ersten drei Monaten um 34 Prozent aus 135,5 Millionen Euro und das Volumen der abgewickelten Transaktionen um 38 Prozent auf 67 Milliarden Euro gestiegen. Dies sei vor allem der „Fortsetzung der historischen Wachstumstrends im Januar und Februar“ zu verdanken, heißt es in der Mitteilung.
Kollaps bei Reisen und im stationären Handel
Seit Mitte März seien jedoch die Auswirkungen der Coronakrise zu spüren. Besonders betroffen ist demnach das Reise-Segment, wo das wöchentliche Transaktionsvolumen im Vergleich zum Jahresanfang nahezu kollabiert ist.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen im Kampf gegen die Pandemie sei das Volumen im stationären Einzelhandel ebenfalls stark eingebrochen. Ein starker Anstieg des Transaktionsvolumens im Online-Handel habe dies jedoch inzwischen weitgehend kompensiert. Beim Reise- und In-Store-Volumen sei in den ersten Wochen des zweiten Quartals zudem eine Stabilisierung zu verzeichnen – wenn auch auf niedrigem Niveau.
Investitionen trotz Krise
Das operative Ergebnis (EBITDA) ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 63,6 Millionen Euro gestiegen, die EBITDA-Marge allerdings auf 56 Prozent im Gesamtjahr 2019 auf 47 Prozent gesunken. Neben dem Umsatzrückgang wegen Corona seien dafür nach Unternehmensangaben auch Investitionen in langfristiges Wachstum ursächlich. So sei die Zahl der Mitarbeiter im ersten Quartal trotz Krise um 14 Prozent gestiegen.
Signal für Wirecard & Co?
Die außerplanmäßige Wasserstandsmeldung von Adyen zeigt: Der Zahlungsabwickler ist nicht immun gegen die Coronakrise, kann die Auswirkungen bislang aber kompensieren. Wie lange, das hängt vor allem von der Dauer der Krise und den damit verbundenen Einschränkungen zusammen. Bislang bleibt das Unternehmen aber zuversichtlich. Die mittel- und langfristigen Wachstumsziele gelten auch weiterhin.
Auch beim deutschen Rivalen Wirecard ist man bisher zuversichtlich, dass die Ergebnisziele für 2020 trotz Corona erreichbar bleiben. Konkrete Zahlen für das erste Quartal gibt es am 12. Mai. Zuerst steht bei Wirecard am 30. April noch der Jahresfinanzbericht 2019 auf der Agenda. Gut möglich, dass sich das Management bereits bei dieser Gelegenheit zur Geschäftsentwicklung oder der Jahresprognose äußert.
Spannend wird dabei nach Einschätzung des AKTIONÄR auch, ob und inwieweit sich vor dem Hintergrund der Krise die unterschiedliche Zusammensetzung der Kundenportfolios ausgewirkt hat. Denn im Vergleich zu Adyen mit wenigen, aber sehr großen Kunden sind es bei Wirecard vor allem sehr viele kleine und mittelständische Unternehmen.
Die Adyen-Aktie kann nach den Zahlen am Dienstagmorgen mehr als vier Prozent zulegen, steht aktuell allerdings nur auf der Beobachtungsliste.
Die Wirecard-Aktie notiert derweil rund ein Prozent schwächer, schlägt sich damit aber dennoch etwas besser als der schwache DAX. Mutige Anleger setzen hier auf eine Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung. Der für morgen (22. April) erwartete Sonderprüfbericht könnte hier kurzfristig für zusätzliche Bewegung sorgen.