Mehr Online-Shopping und Kartenzahlungen, dafür keine Reisebuchungen mehr: Ob die Payment-Branche in der Coronakrise auf Seiten der Gewinner oder der Verlierer steht, da gehen die Meinungen auseinander. Der niederländische Zahlungsspezialist Adyen könnte am morgigen Dienstag etwas Licht ins Dunkel bringen.
Bereits vor Börsenstart am Dienstagmorgen (21. April) wird sich das Management von Adyen per Trading-Update zur Geschäftsentwicklung im abgelaufenen ersten Quartal unter dem Einfluss der Coronakrise äußern. Durchaus beachtlich, denn normalerweise öffnen die Niederländer nur halbjährlich ihre Bücher – turnusgemäß das nächste Mal voraussichtlich Ende August.
„Wir sind ein Unternehmen, das langfristig agiert und daran ändert auch die Covid-19-Pandemie nichts“, heißt es in einem Statement von Finanzvorstand Ingo Uytdehaage. „Dennoch wollen wir unseren Shareholdern größtmögliche Transparenz gewähren.“
Die Analysten sind zuversichtlich
Kurz vor der Veröffentlichung hat die US-Investmentbank JPMorgan am Montag ihr „Buy“-Rating für die Adyen-Aktie mit einem Kursziel von 832 Euro bestätigt. Analyst Sandeep Deshpande äußerte sich in der Studie zuversichtlich, dass der Zahlungsdienstleister die Markterwartungen im ersten Halbjahr 2020 erreichen wird. Die Aktie bleibe daher seine erste Wahl.
Bereits in der Vorwoche hatte auch Goldman-Sachs-Experte Mohammed Moawalla sein „Conviction Buy“-Rating für Adyen bestätigt, das Kursziel jedoch auf 1.000 Euro leicht gesenkt. Durch den Einbruch des Reiseverkehrs sowie einer rückläufigen Nachfrage nach nicht lebenswichtigen Konsumgütern als Folge der Coronakrise drohe den Zahlungsabwicklern zumindest kurzfristig Gegenwind. Bei der Aktie von Wirecard hat er aus diesem Grund die Kaufempfehlung gestrichen (DER AKTIONÄR berichtete).
Zahlen mit Signalwirkung für die Branche?
Die Wasserstandsmeldung von Adyen könnte für die gesamte Payment-Branche als Indikator für die Entwicklung in den ersten drei Monaten 2020 dienen. Speziell die US-Schwergewichte Visa, Mastercard und Paypal hatten bereits zu Beginn der Coronakrise vor negativen Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung gewarnt und dabei vor allem auf Einbrüche bei Reisebuchungen und im grenzüberschreitenden E-Commerce verwiesen. Konkrete Zahlen gibt es dort aber erst Ende April beziehungsweise Anfang Mai.
Bei Wirecard steht am 30. April zunächst der Jahresfinanzbericht 2019 auf der Agenda, ehe knapp zwei Wochen später (12. Mai) die Q1-Zahlen folgen. In den vergangenen Wochen hat der DAX-Konzern die bisherige Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2020 aber wiederholt bestätigt.
Die Aktie von Adyen hat während des Corona-Crashs scharf korrigiert, befindet sich inzwischen aber wieder im Aufwind. Positive Q1-Daten könnten diese Entwicklung unterstützen. Aktuell steht sie aber nur auf der Beobachtungliste. Die Branchenfavoriten des AKTIONÄR heißen derzeit Visa und Paypal, mutige können auch bei Wirecard auf eine Fortsetzung der Erholung spekulieren.
Mit Material von dpa-AFX.