Nachdem sie in den vergangenen drei Handelstagen rund 45 Prozent eingebrochen ist, kann die Aktie des niederländischen Zahlungsabwicklers Adyen ihr Talfahrt am Dienstag zumindest bremsen. Neben rund 21 Milliarden Euro Börsenwert, die sich seit letzter Woche in Luft aufgelöst haben, könnte der Crash jedoch schon bald weitere Konsequenzen haben.
Nach Einschätzung der Analysten von JPMorgan dürfte Adyen bei der nächsten turnusmäßigen Überprüfung der Indexzusammensetzung im September aus dem Stoxx Europe 50 fliegen. Durch die heftigen Kursverluste der vergangenen Tage werde die Aktie des Zahlungsabwicklers wohl automatisch aus dem Index herausfallen.
Der Grund: Titel, die in der Selektionsliste für den europäischen Auswahlindex auf Rang 61 oder darunter fallen, werden automatisch entnommen, so Analyst Pankaj Gupta. Adyen sei insbesondere durch den Kursrutsch der vergangenen Tage auf Rang 84 abgesackt. Die Niederländer hatten die Anleger am letzten Donnerstag mit enttäuschenden Halbjahreszahlen geschockt, die auf eine deutliche Verlangsamung des bisherigen Wachstumstempos hindeuten.
Auch Kering wackelt – das wären die Nachrücker
Neben Adyen könnten laut JPMorgan auch die Papiere des Luxusgüterkonzerns Kering aus dem Index fallen. Sie stehen derzeit auf Rang 61 der Selektionsliste – und damit auf der Kippe. Als mögliche Nachrücker hat laut Gupta der deutsche Rückversicherer Munich Re derzeit die besten Chancen auf einen Einzug in den Stoxx Europe 50, gefolgt von der niederländischen Großbank ING.
Die Deutsche Börse-Tochter Stoxx Ltd. wird die Stoxx-Indizes auf Grundlage der Auswahlliste vom 31. August überprüfen und etwaige Wechsel tags darauf nach Handelsschluss bekannt geben. Die Änderungen treten dann am Montag, 18. September, in Kraft.
Wichtig sind solche Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden (physisch replizierende ETFs). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann. Allerdings unterscheidet sich der Stoxx 50 dahingehend vom EuroStoxx 50, dass er in deutlich geringerem Umfang passiv nachgebildet wird.
Nach dem Kursrutsch der vergangenen Tage droht bei Adyen weiters Ungemach. Neben dem wahrscheinlichen Rauswurf aus dem Stoxx Europe 50 ist kurz- und mittelfristig mit einer weiteren Neubewertung der Aktie durch die Analysten zu rechnen. Angesichts der eingetrübten Wachstumsaussichten haben einige Investmenthäuser zuletzt bereits Konsequenzen gezogen. Weitere Abstufungen und Kurszielsenkungen sind angesichts der noch immer sportlichen Bewertung nicht auszuschließen.
Anleger greifen daher nicht ins fallende Messer und meiden die Aktien auch weiterhin.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.