Vervierzigfacht seit der Finanzkrise – und aktuell DAX-Underperformer. Die Aktie des einst so erfolgsverwöhnte Chipkonzerns Infineon kann sich der Schwäche der Autoindustrie und den trüben Konjunkturperspektiven nicht entziehen. DER AKTIONÄR verrät, was Sie jetzt zur Infineon-Aktie wissen müssen.
1. So geht es bei der Übernahme von Cypress voran
Kürzlich gab es positive Nachrichten beim Kauf von Cypress Semiconductor: Die überwiegende Mehrheit der Aktionäre des US-Konkurrenten stimmte Ende August für die geplante Übernahme durch Infineon. Damit ist eine wichtige Hürde auf dem Weg zum größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte genommen.
Den Cypress-Deal will sich Infineon insgesamt neun Milliarden Euro kosten lassen – und damit die Basis für eine erfolgreiche Zukunft legen. Gestemmt werden soll die Übernahme zum Teil über eine bereits erfolgte Kapitalerhöhung, die bei den Anlegern aber auf wenig Begeisterung stieß. Konzernchef Reinhard Ploss will den Zukauf bis Anfang 2020 abgeschlossen haben. Voraussetzung dafür ist aber die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden.
2. Schwäche im Automobil-Sektor belastet
Der Zukauf soll die langfristigen Wachstumsaussichten von Infineon aufpolieren. Wichtig, denn die Flaute in der Autoindustrie und die schwächer wachsende chinesische Wirtschaft setzen Infineon zu. In der Sparte mit Chips für die Autoindustrie, die den Löwenanteil des Konzerumsatzes erwirtschaftet, spüren die Neubiberger ein deutlich geringeres Wachstum. Die Autoschwäche brockte Infineon im Frühjahr auch eine gekappte Jahresprognose ein, die den gesamten Technologiesektor in Mitleidenschaft zog.
3. Vertrauen in den Vorstand
Dennoch blickt Konzernlenker Ploss positiv in die Zukunft. Auch der Aufsichtsrat vertraut weiterhin auf den Vorstandsvorsitzenden und hat seinen Vertrag ungeachtet der aktuellen Schwäche erst kürzlich bis Ende 2022 verlängert.
Unter Ploss ist Infineon in den zurückliegenden Jahren konsequent gewachsen. Nun soll er die Neubiberger auch durch die aktuellen Herausforderungen führen und sie weiter auf Kurs halten. Perspektivisch soll Infineon wieder zum dauerhaft hohen Wachstum der Vergangenheit zurückkehren.
4. Das sagen die Analysten
Aus Sicht der Marktexperten sind die Infineon-Anteilsscheine nach wie vor ein lohnendes Investment. Der Großteil von ihnen attestiert dem Konzern immer noch viel Potenzial. Von insgesamt 21 Experten sprechen sich gleich 14 für den Kauf der Papiere aus. Sechsmal lautet die Empfehlung die Aktie zu halten.
Mit Andrew Gardiner von der britischen Investmentbank Barclays plädiert lediglich ein Analyst dafür, sich von den Infineon-Papieren zu trennen. Aus seiner Sicht sei der Markt auf Schwächen vorbereitet gewesen, nun aber liege der Fokus auf einer fraglichen Erholung im Jahr 2020, verdeutlicht Gardiner, der zudem auf eine Serie von Gewinnwarnungen in wichtigen Kundensektoren verweist.
Dagegen gibt sich etwa Nicolas Gaudois von der Schweizer Großbank UBS zuversichtlicher. Zwar gibt er zu bedenken, dass es am globalen Halbleitermarkt derzeit einige positive wie auch negative Signale gebe und die Umsatzperspektiven für die Konzerne kurzfristig herausfordernd blieben. Allerdings rät er, bei Einzelwerten selektiv vorzugehen - und Infineon sei in diesem Fall ein Kauf.
5. Entwicklung der Infineon-Aktie
Anteilseigner von Infineon machen derzeit eher trübe Zeiten durch. Seit Jahresbeginn hat die Aktie knapp zehn Prozent an Wert verloren. Und mit Blick auf die zurückliegenden zwölf Monate sieht es noch unerfreulicher aus - hier steht sogar ein Minus von fast 30 Prozent zu Buche. Damit gehört der Chiphersteller zu den schlechtesten Titeln im DAX.
Derzeit kostet das Papier nur noch rund 15,60 Euro. Von ihrem Fünfjahreshoch Mitte Juni 2018 ist die Aktie mehr als 10 Euro entfernt. Momentan kommt Infineon auf eine Marktkapitalisierung von noch 19,5 Milliarden Euro.
Längerfristig sieht es indes noch recht gut aus. So summiert sich das Kursplus auf Sicht von fünf Jahren trotz des jüngsten Rücksetzers auf etwa 100 Prozent. Seit dem Rekordtief von 0,38 Euro während der Weltfinanzkrise 2009 hat sich der Wert der Papiere mehr als vervierzigfacht.
Anleger mit Weitblick können das aktuelle Niveau unverändert zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen. Auch eine Spekulation auf einen Zwischenspurt in Richtung 18 Euro könnte sich lohnen. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf weiter steigende Kurse beim DAX-Konzern.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Akien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
Mit Material von dpaAFX.