Der deutsche Aktienmarkt setzt seine jüngsten Gewinne am Dienstag fort. Die Aussicht auf eine mögliche weitere geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Signale, dass sich die großen Ölstaaten mit Blick auf die niedrigen Ölpreise zusammensetzen könnten, sorgen für die notwendigen Impulse.
Die Ölpreise sind am Dienstag nach Medienberichten über ein Treffen zwischen den großen Förderländern Saudi-Arabien und Russland deutlich gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 34,77 US-Dollar. Das waren 1,38 Dollar mehr als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im März stieg um 1,33 Dollar auf 30,77 Dollar.
Die Ölminister Saudi-Arabiens und Russland wollen sich an diesem Dienstag in der katarischen Hauptstadt Doha treffen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf informierte Kreise berichtete. Konkrete Gesprächsthemen wurden nicht genannt, es solle um die allgemeine Lage am Ölmarkt gehen. Dabei dürfte es jedoch vor allem um den Ölpreisverfall gehen, der sich seit Mitte 2014 auf etwa 70 Prozent beläuft. Vertreter Venezuelas, das sich seit langem für Förderkürzungen ausspricht, sollen auch an dem Gespräch teilnehmen. Saudi-Arabien ist das mit Abstand produktionsstärkste Land des Ölkartells Opec, Russland ist ebenfalls einer der größten Ölförderer der Welt. Saudi-Arabien hat sich bisher gegen Förderkürzungen ausgesprochen, weil es seine Marktanteile mit einem Preiskampf gegen aufstrebende Ölproduzenten verteidigen will. Das Land zeigt sich aber Gesprächsbereit, wenn es um gemeinsame Kürzungen mit Ländern außerhalb der Opec wie Russland geht.
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert möglicherweise auf eine zusätzliche Lockerung ihrer Geldpolitik zu. EZB-Präsident Mario Draghi bekräftigte am Montag vor einem EU-Parlamentsausschuss in Brüssel, dass der EZB-Rat den geldpolitischen Kurs auf seiner nächsten Sitzung Anfang März überprüfen und gegebenenfalls überdenken werde. Mit dieser Formulierung hatte Draghi bereits kurz nach der jüngsten Zinssitzung Mitte Januar Spekulationen auf eine neuerliche geldpolitische Lockerung ausgelöst.
Draghi kündigte die Prüfung zweier Bereiche an: Erstens werde untersucht, wie stark geringe Importpreise auf die heimischen Löhne und Preise sowie auf die Inflationserwartungen durchschlagen. In den vergangenen Wochen waren vor allem die Ölpreise weiter gefallen. Zudem hatte der Euro aufgewertet, was Einfuhrgüter verbilligt. Zweitens werde die Notenbank prüfen, wie die jüngsten Börsenturbulenzen die Wirksamkeit (Transmission) der EZB-Geldpolitik beeinträchtigten. "Wenn einer dieser beiden Faktoren Abwärtsrisiken für die Preisstabilität mit sich bringt, werden wir nicht zögern zu handeln", sagte Draghi.
Die Vorgaben aus Asien fallen ebenfalls positiv aus. Am Nachmittag starten die US-Börsen nach dem gestrigen Feiertag in die neue Woche. Am morgigen Mittwoch stehen weitere richtungsweisende Konjunkturdaten auf der Agenda.
Der DAX setzt seine Erholungsrallye weiter fort. Der nächste Widerstand wartet nun im Bereich um 9.325 Punkte. Im nervösen Marktumfeld muss aber auch jederzeit mit der dynamischen Fortsetzung der Abwärtsbewegung gerechnet werden. Die nächste massive Unterstützung wartet dann erst bei 8.355 Punkten.
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(Mit Material von dpa-AFX)