Der DAX kann dank starker Vorgaben der japanischen Börse an seine Erholung vom Ende der Vorwoche anknüpfen. Es muss sich aber erst noch zeigen, ob die Erholung aus einem wirklichen Stimmungsumschwung bei den Investoren resultiert. Die Woche hat einiges zu bieten.
In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex erneut deutlich nachgegeben und liegt im laufenden Jahr mehr als 16 Prozent im Minus. In Tokio erholte sich der zuletzt ebenfalls schwer gebeutelte Nikkei-Index zum Wochenauftakt nun um 7,2 Prozent. Zudem meldeten sich die chinesischen Festlandbörsen nach der einwöchigen Feiertagspause recht stabil zurück, was Sorgen vor einem neuerlichen Einbruch zunächst zerstreute.
Für weiteren Rückenwind könnte EZB-Präsident Mario Draghi im Rahmen seiner Anhörung vor dem EU-Parlament am Montag sorgen – doch irgendwann muss er den Worten auch Taten folgen lassen. Anleger werden daher aber auch die Wirtschaftsnachrichten der neuen Woche darauf abklopfen, was sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed bedeuten. Bereits seit Wochen geht die Sorge um, dass Janet Yellen mit einer zu harten Gangart die Konjunktur abwürgt. Zuletzt hatte die Fed-Vorsitzende zwar vor Wachstumsrisiken gewarnt, sich aber auch zuversichtlich zum Zustand der US-Wirtschaft geäußert. Neue Erkenntnisse über das Vorgehen der Fed erhoffen sich die Investoren auch von dem Protokoll der Notenbanksitzung von Ende Januar, das am Mittwoch veröffentlicht wird.
Unter Analysten ist aber auch umstritten, ob der Kursverlauf des Jahres 2008 wirklich Rückschlüsse auf die DAX-Entwicklung im laufenden Jahr zulässt. Auch Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp hat seinen Optimismus noch nicht verloren: "Trotz des anhaltend niedrigen Ölpreises und der Krisensignale aus dem Bankensektor teilen wir nicht den Pessimismus der Aktienmärkte." So werde China dank der Maßnahmen des Staates und der Notenbank wohl einen konjunkturellen Absturz vermeiden. Zudem hält Hürkamp eine Rezession in den USA für unwahrscheinlich, weil dort die Hauspreise stiegen und der Arbeitsmarkt robust sei.
Auch Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba richtete ihren Blick gen Westen: In der neuen Woche sollten am Mittwoch die Daten zur US-Industrieproduktion für Januar mit dazu beitragen, die Rezessionsängste der Marktteilnehmer zu zerstreuen. Gleichzeitig bleibe die Inflation energiepreisbedingt niedrig und befördere weiter den Konsum.
Ab Montag schauen die Anleger aber auch wieder nach Fernost. Auf dem chinesischen Festland wurde in der vergangenen Woche wegen der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahresfest nicht gehandelt. Die Börsen in Shanghai und Shenzen blieben die gesamte Woche geschlossen. Zum Start stehen am Montag gleich die chinesischen Außenhandelsdaten im Fokus. Keine Impulse kommen am Montag aus den USA, dort bleiben die Börsen wegen eines Feiertages geschlossen.
Schließlich werden in der neuen Woche weitere Unternehmen ihre Zahlen vorlegen. Den Anfang macht am Montag der Automotive-Dienstleister Bertrandt, bevor am Dienstag der Baustoffkonzern HeidelbergCement und der Triebswerkhersteller MTU ihre Bücher öffnet. Zur Wochenmitte stehen dann mit dem Konsumgüterhersteller Beiersdorf und der Deutschen Börse gleich zwei DAX-Unternehmen auf der Agenda, wobei der Börsenbetreiber erst am Abend seine Geschäftszahlen vorlegt. Hinzu kommen am Mittwoch noch der Roboterhersteller KUKA sowie die Automobilzulieferer Norma und Stabilus. Am Donnerstag dann blicken die Anleger auf den Versandhändler für Büroausstattungen Takkt und den Sportartikelhersteller Puma. Zum Wochenschluss am Freitag schließlich rücken der Versicherer Allianz und der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub in den Fokus.
Die jüngste Talfahrt könnte aber auch bei vielen Werten gute Einstiegschancen bieten. „Die Aktienmärkte haben im Zuge der Korrektur eine deutliche Verbesserung der Bewertungsindikatoren gesehen, viele Unternehmen werden am Aktienmarkt so tief bewertet wie seit vielen Jahren nicht mehr“, schreibt die DZ Bank. „Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung zunächst noch gehemmt verlaufen sollte, scheinen die Abschläge übertrieben.“
Beflügelt durch den starken Anstieg der Ölpreise startete der DAX bereits am Freitag einen erneuten Erholungsversuch. Kann sich der Leitindex über dem ehemaligen Widerstand bei 8.900 Punkten etablieren, könnte es im Anschluss in den kommenden Tagen zunächst bis in den Bereich um 9.325 Punkte gehen. Im nervösen Marktumfeld muss aber auch jederzeit mit der dynamischen Fortsetzung der Abwärtsbewegung gerechnet werden. Die nächste massive Unterstützung wartet dann erst bei 8.355 Punkten. Mehr zum DAX sehen Sie im täglichen DAX-Check im aktionaer.tv oder lesen Sie an dieser Stelle.
(Mit Material von dpa-AFX)