Auch wenn sich angesichts der schwachen Ölpreisentwicklung aktuell nicht unbedingt ein Kauf von Energieaktien aufdrängt, bleiben die Anteile von BP und Royal Dutch Shell stets auf der Watchlist von Dividendenjägern. Doch mit welchen Papieren fahren Privatanleger, die auf der Suche nach einem lukrativen Festgeldersatz sind, auf lange Sicht besser?
Dividendenrendite
Im Hinblick auf die Dividendenrendite ist es ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen: BP kommt aktuell auf eine Rendite von 7,0 Prozent, bei Shell sind es 7,1 Prozent, da sich die Aktie in den vergangenen Handelstagen etwas schwächer als BP entwickelt hat. Letztlich ist das Niveau nahezu gleich.
Dividendenabdeckung
Shell dürfte im laufenden Jahr Analystenprognosen zufolge 1,80 Dollar je Aktie verdienen und damit immerhin 96 Prozent der Dividende von 1,88 Dollar aus den laufenden Gewinnen stemmen können. Bei BP erwarten die Experten hingegen ein Ergebnis von 0,32 Dollar je Aktie, was nur 80 Prozent der erwarteten Dividende ausmacht. Für 2018 soll der „Abdeckungsgrad“ der Gewinne bei Shell bei 114 Prozent liegen, bei BP bei 99 Prozent.
Dividendenkontinuität
Hier geht der Punkt ganz klar an Royal Dutch Shell. Schließlich gab es hier seit 1945 keine Dividendenkürzung mehr. Hingegen gab es bei BP – verständlicherweise – nach der Deepwater-Horizon-Katastrophe sowie dem rapiden Ölpreisverfall Einschnitte bei den Ausschüttungen.
Bilanzstärke
Die Eigenkapitalquote von BP belief sich Ende März auf 37,3 Prozent, bei Shell sind es 46,9 Prozent. Indes liegt die Nettoverschuldung von Shell Ende 2017 voraussichtlich bei 60 Milliarden Dollar, was in etwa das Vierfache des erwarteten EBITDA entspricht. Bei BP dürften es zwar lediglich 37 Milliarden Dollar werden. Dies entspricht aber knapp dem Sechsfachen des operativen Gewinns. Daher ist auch die Bilanzstärke bei Shell etwas besser als beim Rivalen.
Bewertungskennzahlen
Mit einem 2017er-KGV von 15 und einem 2018er-KGV von 13 sind die Shell-Titel derzeit günstiger bewertet als die Aktien von BP (2017er KGV: 18; 2018er KGV: 15). Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt mit 1,12 unter dem von BP (1,18).
Fazit: Shell eine Nasenlänge voraus
Insgesamt erscheinen Dividendenjäger bei den Papieren von Shell noch etwas besser aufgehoben zu sein als bei BP. Vor allem die äußerst beeindruckende Dividendenhistorie gibt hier den Ausschlag. Ansonsten sind beide Aktien nahezu gleichauf und jeweils kaufenswert. Wegen der schwachen Verfassung des Ölpreises sowie der Tatsache, dass die nächsten Stichtage für die Dividende noch ein paar Wochen entfernt sind (bei beiden ist es der 10. August), können sich noch nicht investierte Anleger mit einem Kauf noch Zeit lassen.