Vor zwölf Tagen haben die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank angekündigt, über eine mögliche Fusion sprechen zu wollen – und damit bestätigt, was zuvor monatelang spekuliert wurde. Obwohl der Widerstand gegen das Vorhaben wächst, könnte es bald Realität werden – denn operative Besserung aus eigener Kraft ist kurzfristig wohl nicht in Sicht.
Aussagen von Insidern, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen, machen wenig Hoffnung darauf, dass die Deutsche Bank kurzfristig spürbare Verbesserungen im operativen Geschäft schafft. „Der Januar war katastrophal, der Februar schlecht und im März wird es langsam besser“, sagte einer der Informanten hinsichtlich der Entwicklung des Wertpapierhandelsgeschäfts im auslaufenden ersten Quartal. Die US-Rivalen Goldman Sachs und JPMorgan hatten bereits im Februar vor einer anhaltenden Flaute im Wertpapierhandel gewarnt.
Insgesamt rechnen die Analysten für das erste Quartal im Schnitt mit einem den Aktionären zurechenbaren Nettogewinn von 122 Millionen Euro. Das läge nur marginal über dem Vorjahreswert von 120 Millionen Euro. Nach der erhofften Besserung aus eigener Kraft sieht das noch nicht aus – und könnte den Fusionsdruck weiter erhöhen. Bis zu den Q1-Zahlen am 26. April will die Deutsche Bank ein Update zu den Gesprächen geben, kündigte Aufsichtsratschef Paul Achleitner an.
Aktionäre fürchten weitere Kapitalerhöhung
Gleichzeitig wächst der Widerstand gegen ein solches Mammutprojekt. Neben der lautstarken Kritik von Belegschaft und Arbeitnehmervertretern, die den Abbau von Zehntausenden Stellen befürchten, sträuben sich auch immer mehr Aktionäre. Blackrock-Vize-Chairman Philipp Hildebrand hat sich kritisch zum Thema Bankenfusionen geäußert – der Vermögensverwalter ist Großaktionär bei beiden Instituten. Auch bei den Deutsche-Bank-Investoren aus China (HNA über C-Quadrat) und Katar sieht man eine mögliche Fusion kritisch.
Dass die Anleger von der Idee und den damit verbundenen Konsequenzen nicht überzeugt sind, wurde gestern deutlich: Medienberichte, wonach der Vorstand der Deutschen Bank für die Fusion eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Milliarden Euro erwägt, ließen die Aktien beider Banken um bis zu fünf Prozent fallen – obwohl ein Sprecher der Großbank dementiert hat.
Was wird aus der DWS?
Eine Alternative wäre der Verkauf der verbliebenen Beteiligung an der Fondstochter DWS, deren Wert sich aktuell auf rund 4,6 Milliarden Euro beläuft. Der Vermögensverwalter Amundi hatte am Donnerstag indirekt Interesse bekundet, sollte die DWS zum Verkauf gestellt werden. Auch die Allianz wird als möglicher Interessent gehandelt. Dass es soweit kommt, ist derzeit jedoch unwahrscheinlich – schließlich ist die Sparte einer der verlässlichsten Ertragsbringer der Deutschen Bank.
Zu viele Fragen offen
Zwar geht es für die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank vor dem Wochenende wieder moderat bergauf, die Lage bleibt angesichts der Unwägbarkeiten rund um die mögliche Fusion jedoch verworren. Zumal nach wie vor unklar ist, wie aus den beiden angeschlagenen Banken der erhoffte „nationale Champion“ werden soll. Die Spekulation auf eine Fortsetzung der charttechnischen Erholung bei der Commerzbank läuft noch, die Aktie der Deutschen Bank steht indes auf der Beobachtungsliste.