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IAA NFZ/ROUNDUP: US-Elektrolaster-Start-up Nikola will auch Europa aufmischen

IAA NFZ/ROUNDUP: US-Elektrolaster-Start-up Nikola will auch Europa aufmischen
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20.09.2022 ‧ dpa-Afx

HANNOVER (dpa-AFX) - Der US-Elektro-Lkw-Hersteller Nikola will mit dem geplanten Ausbau seines Europageschäfts auch die alteingesessenen Hersteller ins Visier nehmen. "Wir wollen als David gegen die Goliaths im Markt bestehen", sagte der Nikola-Manager und designierte Konzernchef Michael Lohscheller im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover. "Da sehen wir gute Chancen mit unseren Batterie- und Wasserstoff-Lkw. Denn die etablierten Hersteller beschäftigen sich ja noch viel mit Technologie der letzten Dekade."

Nikola mit Hauptsitz in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona macht bei der Expansion Fortschritte. So nimmt der Konzern in Europa nun Bestellungen für seinen batterieelektrischen Lkw Nikola Tre BEV an, dessen Produktion im zweiten Quartal in den USA startete. Noch ist das Unternehmen klein, in den Monaten April bis Juni produzierte es in seinem US-Werk 50 der vollelektrischen Laster. Die Ambitionen sind aber durchaus größer: "In Coolidge in Arizona haben wir eine jährliche Produktionskapazität von bis zu 20 000 Lastern", sagte Lohscheller. "In unserem Gemeinschaftsunternehmen mit Iveco können wir in Ulm zunächst rund 2000 Fahrzeuge bauen - erweiterbar auf 10 000." Mit diesen Größenordnungen fühle sich Nikola derzeit auch wohl.

Der einstige Börsen-Shootingstar Nikola kämpft nach der Affäre um die Versprechungen des Gründers und Ex-Chefs Trevor Milton darum, mit Erfolgen im operativen Geschäft zu überzeugen. Wegen irreführender Aussagen war Nikola zwischenzeitlich ins Visier der US-Börsenaufsicht geraten und hatte nach Betrugsvorwürfen gegen Milton deutliche Kursabschläge hinnehmen müssen. Milton muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Zwischenzeitlich war Nikola an der Börse Mitte 2020 fast 29 Milliarden US-Dollar wert, derzeit sind es knapp 2 Milliarden Dollar.

Der ehemalige Opel-Chef Lohscheller soll im Unternehmen die internationale Expansion vorantreiben. Der Deutsche wird zum Jahreswechsel auch Vorstandschef des Start-ups mit aktuell knapp 1200 Mitarbeitern. Die Möglichkeiten eines kleinen Unternehmens will er aktiv nutzen, um schneller und wendiger zu sein als die großen Lkw- und Bushersteller wie Daimler Truck und die VW-Töchter und Traton-Marken MAN, Scania und Navistar. "Wir machen unsere Software selbst - als kleines, junges Unternehmen geht das, auch mit relativ wenigen Leuten", sagte Lohscheller.

"Um als neuer Spieler in einem Markt gegen die Platzhirsche eine Chance zu haben, geben wir den Kunden auch Demo-Laster, quasi eine Probefahrt für mehrere Monate", sagte der Manager. "Und die Fahrer lieben unsere Lkw, denn wir legen viel Wert auf den Komfort der Fahrer."

Als großes Plus sieht Lohscheller den geringen Wartungsbedarf der Nikola-Fahrzeuge. "Wir erreichen mit den batteriegetriebenen Tre-Lkw eine Verfügbarkeit von 94 Prozent, also nur sehr geringe Pausenzeiten etwa für die Wartung - das bekommen die Konkurrenten mit Diesel-Antrieben nicht hin und zahlt sich für die Kunden aus. Ein Lkw muss immer laufen." Die in der Branche sogenannte "Uptime" der Laster spielt für Spediteure eine große Rolle, denn Reparaturen und Wartung kosten sie Zeit und damit Geld.

Auf den Markt kommen soll der vollelektrische Lkw Tre BEV in Europa dann im kommenden Jahr. Die Reichweite gibt das Unternehmen mit 530 Kilometern mit einer Batterieladung an. Zum Vergleich: Der auf der IAA für 2024 angekündigte Schwerlast-Batterie-Lkw Mercedes eActros LongHaul von Daimler Truck bietet rund 500 Kilometer.

Nikolas Wasserstoff-Lkw Tre FCEV soll in Nordamerika in der zweiten Jahreshälfte 2023 zur Verfügung stehen, in Europa dann im ersten Halbjahr 2024. Die Reichweite beträgt laut dem Unternehmen "im Zusammenspiel mit der schnellen Betankungszeit" bis zu 800 Kilometer. Den Treibstoff will das Unternehmen laut Lohscheller gleich mit anbieten: "Wir wollen mit Partnern auch Wasserstoff selbst herstellen. Das erfordert Investitionen und geht nicht von heute auf morgen."/men/nas/stw

Quelle: dpa-AFX

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