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23.11.2023 ‧ dpa-Afx

ANALYSE/UBS: Wählerisch sein ist Trumpf bei Aktien von Online-Marktportalen

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Scout24

ZÜRICH (dpa-AFX) - Wer Aktien aus dem europäischen Sektor der Marktplatzbetreiber für Online-Kleinanzeigen in sein Depot nehmen will, sollte der schweizerischen Großbank UBS zufolge genau hinschauen. Schwindender Rückenwind, zunehmender Wettbewerb, strukturelle Veränderungen und zyklischer Druck erforderten neue Strategien und eine starke Marktstellung.

Der nun zuständige Analyst Jo Barnet-Lamb listet in seiner am Donnerstag vorliegenden Studie eine Reihe an wichtigen Einflussfaktoren auf, die Anleger angesichts wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten bei ihrer Wahl berücksichtigen sollten und nahm einige Änderungen an den bisherigen Anlageurteilen vor.

Das auf dem Immobilienmarkt tätige britische Unternehmen Rightmove ist sein "Top Pick". Er bewertet die Aktie entsprechend mit "Buy" und sieht das Kursziel bei 688 Pence. Das zuletzt mit "Neutral" bewertete Papier des britischen Autohändlers Auto Trade stufte er auf "Sell" ab und sieht das Kursziel bei 613 Pence nach zuvor 640 Pence.

Scout24 dagegen hob er auf "Neutral" und ermittelte ein Kursziel von 66 Euro, nachdem die Aktien bislang auf "Sell" mit einem Kursziel von 54,30 Euro eingestuft waren. Die Anteile des norwegischen Betreibers von Kleinanzeigen-Portalen, Adevinta , senkte er auf "Neutral" und strich das Kursziel von 115 auf 109 Kronen zusammen.

Betreiber von Online-Kleinanzeigenmarktplätzen kämpfen laut Barnet-Lamb mit einem Schwinden des Rückenwinds, den die Migration von Print- zu Online-Anzeigen ihnen vor mehr als einer Dekade beschert habe. Die digitale Durchdringung sei in den wichtigsten Märkten Europas - und hier vor allem in Großbritannien - bereits sehr fortgeschritten. Unter den vier von ihm untersuchten Unternehmen könnten hier nur Adevinta, und in geringerem Maße Scout24 noch von diesem Rückenwind profitieren. Im Vereinigten Königreich liege die Migration dagegen bereits im 90er-Prozent-Bereich.

Daher sei es für die Online-Portalbetreiber wichtig, sich auf die Monetarisierung zu fokussieren, also wie viel mehr ihrer Kunden vom Umsatz oder Gewinnpool für Kleinanzeigen ausgäben. Ebenso seien neue Wachstumswege wichtig. Einen gesunden Spielraum für die Monetarisierung sieht er bei allen vier Unternehmen, wobei er das Aufwärtspotenzial bei Adevinta für größer hält als bei Auto Trader und Rightmove. Scout24 liege mit Blick auf die Intensität der Monetarisierung im Mittelfeld.

Da für Monetarisierung und Kundenbindung die Wettbewerbspositionen eine wichtige Rolle spielen, untersuchte Barnet-Lamb auch diese. Hier kommt er zu dem Schluss, dass Rightmove und Auto Trader in ihren Bereichen die Nase vorn haben, was ihnen eine starke Preissetzungsmacht verleihe. "Auch Scout24 ist ein klarer Marktführer, aber weniger dominant als Rightmove", urteilt er.

Um weiterzuwachsen, versuchten Online-Marktplatzbetreiber aber auch in "Nachbarschaftsbereiche" vorzudringen. Neue "angrenzende" Produkte und Dienstleistungen sollen die Reichweite und den Kundenstamm vergrößern. Dabei lobte er, "dass alle Unternehmen in Nachbarschaftsbereichen erhebliche Fortschritte gemacht haben."

Nicht zuletzt verweist der UBS-Experte auch auf zyklische Risiken und die "Ökosystemstabilität" im Sektor. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und einer hohen Inflation sowie der Verlangsamung der Weltwirtschaft rücke auch die Zyklizität stärker in den Blick. Außerdem seien die Kunden, etwa Immobilienmakler und Gebrauchtwagenhändler, langfristigen strukturellen Veränderungen ausgesetzt, die sich auch auf die Marktplatzbetreiber auswirkten.

Angesichts all dieser Antriebs- und Bremsfaktoren für den Sektor beurteilt Barnet-Lamb Rightmove als besonders attraktiv. Neben der günstigen Aktienbewertung verweist er vor allem auf das Wachstum im Kerngeschäft, das zyklischen Abschwüngen standhalte. Die neue Strategie des Dienstleisters rund um Immobilienanzeigen sollte zudem das Ergebniswachstum spürbar beschleunigen. Auto Trader dagegen sei am anfälligsten für kurzfristigen zyklischen Druck und längerfristige strukturelle Veränderungen. Die hohe Bewertung der Aktie spiegele dies jedoch nicht wider.

Für Scout24 beurteilt der Analyst die langfristigen Wachstumschancen positiv, sieht aber kurzfristige Risiken, etwa durch eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes und womöglich zu hohe Erwartungen der Analysten. Zudem kämen die Aktien aus einer Phase längerer überdurchschnittlicher Kurssteigerungen.

Adevinta profitiere von seinem überlegenen Wachstumsprofil, da das Unternehmen frühzeitig auf dem Online-Markt für Kleinanzeigen präsent gewesen sei. Allerdings sei der Aktienkurs des norwegischen Unternehmens unter anderem aufgrund eines Übernahmeangebots der Finanzinvestoren Permira und Blackstone derzeit nicht von den Fundamentaldaten abhängig.

Mit der Einstufung "Buy" geht UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um mindestens sechs Prozent über der von ihr erwarteten Marktrendite liegt. Eingestuft mit "Neutral", dürfte die Gesamtrendite auf Sicht von zwölf Monaten um bis zu sechs Prozent über oder unter der von ihr erwarteten Marktrendite liegen. Bei "Sell" wird erwartet, dass die Gesamtrendite mindestens sechs Prozent unter der von UBS erwarteten Marktrendite liegt./ck/jsl/he

Analysierendes Institut UBS.

Quelle: dpa-AFX

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