Nach einer fast siebenwöchigen Unterbrechung setzt der Pharmakonzern Astrazeneca seine klinischen Studien für einen mit der Universität Oxford entwickelten Corona-Impfstoff auch in den USA wieder fort. Die zuständige US-Behörde, die Arzneimittelbehörde FDA, hätte der Wiederaufnahme der Studie zugestimmt, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Freitag mit.
In den vergangenen Wochen war die klinische Prüfung auch in anderen Ländern, darunter Japan und Großbritannien, wieder aufgenommen worden. Die sei eine "tolle Nachricht", damit die Arbeit an dem Impfstoff weitergehen könne, "um uns zu helfen, diese schreckliche Pandemie zu besiegen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Pascal Soriot.
Astrazeneca hatte die klinische Studie für seinen Corona-Impfstoff am 6. September vorübergehend gestoppt, nachdem bei einem Teilnehmer aus Großbritannien gesundheitliche Probleme aufgetreten waren. Eine solche Unterbrechung ist bei klinischen Studien nicht ungewöhnlich, um genügend Zeit zu erlauben, um zu klären, ob der Impfstoff für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich war. In Studien mit Zehntausenden Teilnehmern können Erkrankungen auch zufällig auftreten, unabhängig von der Impfung. Das Vakzin AZD1222 zählte zuletzt zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen.
Vor Kurzem erst gab es bei der Impfstoffstudie in Brasilien Aufruhr. Dort ist ein Proband der Studie verstorben. Die brasilianische Zeitung "O Globo" berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen allerdings, der betreffende Freiwillige habe nicht den Impfstoff, sondern ein Placebo bekommen. Offiziell äußerten sich dazu zunächst weder das Labor noch die Testzentren oder die Anvisa.
In einer Erklärung des Instituto D'Or (Idor), das die Studie in Rio de Janeiro und Salvador koordiniert, hieß es: "Die rigorose Analyse der bisher gesammelten Daten hat keine Zweifel an der Sicherheit der Studie aufkommen lassen, und ihre Fortführung wird empfohlen." Auf Nachfrage der dpa antwortete das Idor, dass die Studie bisher nicht unterbrochen worden sei.
Der Impfstoff von Astrazeneca wird derzeit von der europäischen Arzneimittel-Behörde EMA in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren geprüft. Bei diesem Verfahren werden Daten aus der klinischen Prüfung fortlaufend eingereicht und bewertet. Läuft nun alles nach Plan, könnte eine Zulassung noch in diesem Jahr erfolgen.
Die Aktie von Astrazeneca ist zuletzt im Zuge der aufgekommenen Unsicherheit im Zusammenhang mit der Impfstoff-Studie deutlich unter Druck gekommen. Anleger bleiben an Bord, sichern sich aber weiter mit einem Stopp bei 75,00 Euro nach unten ab.
(Mit Material von dpa-AFX)