Am morgigen Dienstag (12. November) wird das DAX-Unternehmen Bayer die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal vorlegen. Die Division Crop Science dürfte erneut schwach abgeschnitten haben, während es in der Pharma-Sparte besser gelaufen sein sollte. Hier dürften Marktteilnehmer vor allem die Absatzzahlen der "neuen" Wachstumstreiber im Auge haben.
Vor allem vom Prostatakrebs-Medikament und dem Nierenmittel Kerendia erhoffen sich die Analysten in den kommenden Jahren stetig steigende Einnahmen. Bayer ist auf diese allerdings auch dringend angewiesen, denn die beiden bisherigen Top-Seller Xarelto und Eylea verlieren peu à peu den Patentschutz. Dadurch öffnet sich wiederum der Markt für günstigere Nachahmerpräparate.
Kaum Wachstum
Konzernchef Bill Anderson stellt für 2024 beim Umsatz auf Basis konstanter Wechselkurse minus 1,0 bis plus 3,0 Prozent in Aussicht im Vergleich zu den 2023 erzielten 47,6 Milliarden Euro. Allerdings dürften ungünstige Wechselkurse für einen Gegenwind von 2,0 bis 3,0 Prozent sorgen.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro erreichen, was in jedem Fall deutlich weniger wäre als die im Vorjahr erzielten 11,7 Milliarden. Auf Basis konstanter Wechselkurs stehen 10,7 bis 11,3 Milliarden Euro operatives Ergebnis im Plan.
Branchenexperte Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan geht davon aus, dass sich Bayer in den drei Monaten bis Ende September gewinnseitig besser geschlagen hat, als im Durchschnitt aller Analysten erwartet. Dabei dürfte die Profitabilität in der Pharmasparte - der Druck auf Xarelto sei wohl geringer gewesen als gedacht - eine Agrarschwäche überkompensiert haben.
Gleichwohl rechnet Vosser mit einem vorsichtigeren Unternehmensausblick für 2024 und verweist in diesem Zusammenhang auf mehr Druck durch ungünstige Wechselkurse. Daher könnte Bayer nun mit 4,0 Prozent Wechselkurs-Gegenwind beim Umsatz rechnen. Für das bereinigte operative Ergebnis könnte Anderson nur noch 10,0 bis 10,8 Milliarden Euro in Aussicht stellen, am unteren Ende der Spanne also vorsichtiger werden. Damit dürfte die Konsensgewinnerwartung für 2024 etwas sinken.
Analyst James Quigley von der Investmentbank Goldman Sachs rechnet mit ähnlichen Trends im Tagesgeschäft wie Vosser. Der durch Generika verursachte Druck auf Xarelto dürfte schwächer sein als gemeinhin gedacht und neue Medikamente wie Nubeqa gegen Prostatakrebs sollten weiter stark laufen. In der Agrarsparte dürfte hingegen - auch wegen des üblichen saisonalen Verlaufs - ein operativer Verlust angefallen sein.
Alles in allem dürften die Zahlen von Bayer im Rahmen der Erwartungen liegen. Neben der operativen Entwicklung wird sich der Fokus auch auf die anhaltenden Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten richten. Hier muss das Management endlich eine nachhaltige Lösung der Problematik liefern, um das Vertrauen der Marktteilnehmer zurückzugewinnen. Dass die Aktie in der Nähe des kürzlich markierten Mehrjahrestiefs liegt, spricht Bände. Anleger bleiben vorerst weiter an der Seitenlinie.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.