11 Cent statt 80 Cent und keine 240 Cent. Bayer streicht die Dividende zusammen. Keine acht oder zumindest drei Prozent Rendite mehr. Stattdessen gesetzliches Minimum. Drei Jahre lang! Statt sich auf eine üppige Ausschüttung zu freuen, müssen Bayer-Aktionäre nehmen, was ihnen der Staat quasi gewährleistet. Es ist nur ein neuer Tiefpunkt in der Causa Bayer. Tatsächlich erreicht der Verfall historisches Ausmaß.
So günstig wie zuletzt im Juli 2005: Bayer-Aktien gibt es gerade im Winterschlussverkauf, könnte man meinen. Als Reaktion auf die Tabula-Rasa-Ankündigung in der Dividendenpolitik fiel die Aktie der Bayer AG am Montag auf den tiefsten Stand seit bald 19 Jahren. Zwei Jahrzehnte ausradiert. Und jetzt gibt es nicht einmal mehr eine Dividende. Das Management möchte der Hauptversammlung lediglich die Zahlung des gesetzlichen Minimums vorschlagen: 11 Cent je Anteilsschein. Macht auf dem aktuellen Kursniveau 0,4 Prozent Rendite. Für die diesbezüglich verwöhnten Bayer-Aktionäre ist das ein echter Tiefschlag.
Schlimmste Korrektur hat historisches Ausmaß
Die Ankündigung überrascht kaum mehr. Womöglich deprimiert der Umstand, dass das gesetzliche Minimum über einen Zeitraum von drei Jahren Anwendung finden soll. Zeit, die der Konzern offenbar benötigt, um den Scherbenhaufen um Monsanto/Glyphosat halbwegs aufzukehren. Damit dehnt sich die laufende Korrektur des Aktienkurses immer weiter aus und erreicht historische Dimension.
Historisch deswegen, weil die Korrektur tiefer reicht als (beinahe) alle vorherigen. In den zurückliegenden Jahren seit 2015 befindet sich das Papier in der Korrektur – die immer wieder unterbrochen wird von Erholungsphasen. Der schlimmste Drawdown in dieser Zeit: Zwischen Juni 2017 und Juni 2019 verliert die Bayer-Aktie 57 Prozent an Wert. Anschließend folgt die Erholung. Das Papier verteuert sich wieder um 50 Prozent. Auf über 78 Euro. Ein Kurs, der heute sehr weit entfernt scheint. Die Bayer-Aktie müsste sich bald verdreifachen, um wieder dieses Niveau zu erreichen. Insgesamt befindet sich die Aktie im vierten Abwärtszyklus seit 2015. Das Minus beträgt in diesem vierten Zyklus inzwischen über 59 Prozent. Nur einmal in der jüngeren Geschichte fiel der Abschlag größer aus. Zwischen 2001 und 2003 verbilligten sich Bayer-Papiere um 82 (!) Prozent.
Bayer am Boden, so könnte das Fazit nach dem Dividenden-Cut lauten. Dass der Konzern damit zur Zukunftssicherung beiträgt, ist akut nur ein schwacher Trost für die arg gebeulteten Aktionäre. Das historische Ausmaß der gegenwärtigen Korrekturphase gibt oberndein keinen wirklichen Anhaltspunkt für eine Trendwende. Daher heißt es weiterhin: Bayer – nur von der Seitenlinie. Wer trotz aller Risiken eine Chance wittert, kann ein vom AKTIONÄR als Top-Tipp Derivate vorgestelltes Produkt ins Auge fassen (DER AKTIONÄR Ausgabe 08/2024 – hier als E-Paper lesen). Und in der Folge mit Puffer profitieren, und zwar selbst dann, wenn die Korrektur zunächst weitergeht.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.