In der Debatte um eine Zulassungsverlängerung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) keine inakzeptablen Gefahren, aber Datenlücken in mehreren Bereichen. Die Risiken seien nicht so groß, dass eine weitere Zulassung untersagt werden müsse, aber es bleiben offene Fragen, heißt es in einer Einschätzung der Behörde. Bayer atmet auf.
Glyphosat-Hersteller Bayer begrüßte die Ergebnisse der Efsa. "Diese abschließende wissenschaftliche Schlussfolgerung legt den Grundstein für die erfolgreiche Wiederzulassung von Glyphosat in der EU", hieß es. Sie stehe im Einklang mit den Bewertungen führender Gesundheitsbehörden.
Glyphosat ist noch bis zum 15. Dezember EU-weit zugelassen. Unter Berücksichtigung der Efsa-Ergebnisse wird die EU-Kommission einen Vorschlag zur weiteren Genehmigung entwickeln. Über eine Wiederzulassung entscheiden werden dann die Agrarminister der EU-Staaten.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) war im Gegensatz zur Europäischen Chemikalienagentur zu einer Einschätzung gekommen, die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend einstuft. Darauf berufen sich auch Kritiker des Unkrautvernichters. "Die neue Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zu Glyphosat widerspricht der Bewertung durch die Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen wissenschaftlichen Studien", sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch.
Bayer dementiert
Glyphosat-Hersteller Bayer weist den Verdacht zurück, dass der Unkrautvernichter krebserregend sei und bezieht sich auf verschiedene Studien - unter anderem auf eine Stellungnahme der US-Umweltbehörde EPA. Des Weiteren war eine Bewertungsgruppe in Sachen Glyphosat innerhalb der EU - bestehend aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn - zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Einstufung des Mittels als krebserregend nicht gerechtfertigt sei.
Die Bundesregierung will Glyphosat ab dem kommenden Jahr trotzdem verbieten. "Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt", heißt es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Die Zulassung des Unkrautvernichters zu verlängern, sei nicht gerechtfertigt, weil die Auswirkungen auf die Artenvielfalt nicht berücksichtigt würden, teilte das Bundesagrarministerium mit. Glyphosat "schädigt unzweifelhaft die Biodiversität als Teil unserer natürlichen Ressourcen, die die wesentliche Grundlage einer nachhaltigen und krisenfesten Landwirtschaft sind." Ende 2022 hatte die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat um ein weiteres Jahr verlängert.
Der Unkrautvernichter Glyphosat bleibt umstritten, die mehrjährigen Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA haben tiefe Spuren in der Bilanz von Bayer hinterlassen – und damit deutlich höhere Kurse bei der DAX-Aktie verhindert. Inzwischen ist das Chartbild erneut massiv angeschlagen. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 48 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)
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