Knapp 20 Prozent haben die Volkswagen-Vorzüge seit dem Mehrjahrestief Ende Oktober inzwischen zugelegt. Im Vergleich zu den massiven Verlusten, die Anleger seit 2021 mit dem Papier eingefahren haben, ist das zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch eine Trendwende könnte sich nun sowohl technisch als auch fundamental anbahnen.
Wie DER AKTIONÄR bereits gestern berichtete, scheint die Mobilitätswende hin zu E-Autos langsamer zu verlaufen als erwartet. So zeigen sich potenzielle Autokäufer in Europa zuletzt zunehmend zurückhaltend beim Kauf von Stromern. In den USA ist die Elektrifizierung mit einem Anteil von knapp acht Prozent ohnehin noch kaum im Gange. Zusätzlich wackeln in beiden Märkten die Anreize zum Kauf von Stromern. Konkret verschärfen die USA die Voraussetzungen, um beim Kauf eines E-Autos in den Genuss der höchstmöglichen Steuergutschrift von 7.500 Dollar zu kommen. Das bekommt bald auch der Branchenprimus Tesla zu spüren. In Europa wackelt derweil das Verbrennerverbot.
Von dieser Entwicklung dürfte VW profitieren. Die Wolfsburger wurden für ihren verschlafenen Wandel hin zur E-Mobilität extrem abgestraft. Nun aber könnte dem Konzern mehr Zeit bleiben, um mit den profitablen Verbrennern Geld zu verdienen und so den kostspieligen Umstieg zur E-Mobilität zu finanzieren.
Auch charttechnisch könnte sich bei den VW-Vorzügen bald eine Wende anbahnen. Das Papier notiert aktuell nur knapp unter der wichtigen 200-Tage-Linie bei 116,89 Euro und konnte diese im Tagesverlauf zumindest zwischenzeitlich bereits überwinden. Ein Sprung über die Marke würde einem Kaufsignal gleichkommen.
Aufgrund der extrem niedrigen Erwartungshaltung an VW (2024er-KGV: 4,1) könnte der Autobauer dank der genannten Punkte profitieren, die 200-Tage-Linie überwinden und die Aufwärtsbewegung fortsetzen. Dennoch lösen sich die altbekannten Probleme – etwa die mangelnde Profitabilität, China oder das Chaos in Sachen Software – damit nicht in Luft auf. Daher ist das VW-Papier im Autosektor derzeit nicht erste Wahl.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..