Kurz vor dem Wochenende hat der Autobauer Volkswagen eine Einigung im Tarifstreit mit der Gewerkschaft IG Metall erzielt. Der Kompromiss sieht umfassende Eingriffe in das Produktionsnetz vor, zudem fallen bis zum Jahr 2030 mehr als 35.000 Stellen weg. Die gute Nachricht für die Mitarbeiter: Gleichzeitig tritt die Beschäftigungsgarantie wieder in Kraft.
Die VW-Aktie kann am Freitagabend weiter zulegen und nimmt Kurs auf die 90-Euro-Marke. Auch wenn keine Standorte unmittelbar geschlossen werden, geht die Produktion in zwei kleinen Fabriken (Osnabrück und Dresden) langfristig nicht mehr weiter. Für das Werk in Osnabrück wird ein Käufer gesucht, die „Gläserne Manufaktur“ in Dresden könnte derweil mit örtlichen Partnern zu einem Zentrum für Halbleitertechnik und autonomes Fahren umgebaut werden, wie die FAZ berichtet.
Dass die beiden kleineren Werke auf der Kippe stehen, war schon länger bekannt. Jüngst hat die VW-Konzerntochter Audi jedoch auch das Aus für ein Werk in Brüssel verkündet. Dort fertigte der Ingolstädter Autobauer bisher den Elektro-SUV Q8. Die Verkaufszahlen entwickelten sich jedoch enttäuschend, weshalb die Produktion Ende Februar 2025 eingestellt wird. Davon sind 3.000 Beschäftigte betroffen, wie DER AKTIONÄR berichtete.
Als Käufer für das Werk in Osnabrück könnte es sich um einen Rüstungskonzern handeln, wie die Bild schreibt. Nach Ansicht des AKTIONÄR könnte dabei eventuell Renk zum Zuge kommen. Der Panzergetriebehersteller betreibt ein Werk in Rheine rund 33 Autominuten vom VW-Werk Osnabrück entfernt. Die starke Auftragslage im Rüstungssektor könnte eine Standorterweiterung nötig machen. Laut Unternehmensangaben ist das RENK Werk Rheine mit mehr als 430 Mitarbeitern – nach dem Unternehmenssitz in Augsburg der zweitgrößte Standort der RENK Group.
Gleichzeitig sinkt die technische Kapazität an den deutschen Standorten um über 700.000 Fahrzeuge. Das zwar hart Einschnitte, die gute Nachricht lautet aus Sicht der Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo jedoch: „Kein Standort wird dichtgemacht, niemand wird betriebsbedingt gekündigt und unser Haustarif wird langfristig abgesichert.“ Zudem gebe es tarifliche Zugeständnisse, aber auch eine neue Beschäftigungssicherung bis Ende 2030. Letztere hatte VW im September aufgekündigt.
Nachbörslich ging es für die VW-Vorzüge bei Tradegate um 0,8 Prozent gegenüber dem Xetra-Schluss nach oben. Damit nimmt das Papier nun Kurs auf die 90-Euro-Marke. Wird diese durchbrochen, könnte die Volkswagen-Vorzugsaktie zeitnah einen Sprint auf 100 Euro hinlegen, wenn das Marktumfeld mitspielt.
Das Drama im Tarifkonflikt bei VW (siehe Artikelliste unten) hat zum Glück für alle Beteiligten noch vor Weihnachten ein Ende gefunden. Dennoch hat VW noch einen weiten Weg vor sich, bis der Autobauer wieder auf der Überholspur ist. Anleger können mit dem auf der Empfehlungsliste „Derivate-Favoriten” empfohlenen Optionsschein weiterhin auf eine Erholung bei VW setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..
Enthält Material von dpa-AFX