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11.09.2024 Julian Weber

Volkswagen: Lob vom Ex-Chef – drohen Blume dieselben Konsequenzen?

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Der Volkswagen-Konzern steckt in der Krise. Vor allem die Kernmarke bereitet VW Sorgen und plant nun erstmals überhaupt an deutschen Standorten Entlassungen oder gar Werkschließungen. Ein Schritt, der dem ehemaligen CEO Herbert Diess den Job kostete – ereilt seine Nachfolger Oliver Blume das gleiche Schicksal?

Diess selbst brachte bereits vor drei Jahren schon Massenentlassungen bei VW ins Spiel. Von bis zu 30.000 Stellen, die bei den Wolfsburgern wegfallen könnten, sprach der Blume-Vorgänger damals. Der mächtige VW-Betriebsrat reagierte empört, Diess ruderte in der Folge zurück. Doch gut ein Jahr später war der Manager seinen Job los und Oliver Blume übernahm das Ruder.

Nun geht Blume denselben Schritt – und noch weiter. Der Volkswagen-CEO schließt Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei VW nicht mehr aus. Am Dienstag wurde die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Somit ist ab Juli 2025 der Weg frei für Betriebsbedingte Kündigungen.

Lob von Diess – Widerstand aus dem Betriebsrat

Ein Schritt, den Herbert Diess als richtig und unvermeidlich erachtet. Europas größter Autobauer habe "Hausaufgaben zu machen, Produktivität zu verbessern und Effizienz zu steigern", sagte er gegenüber dem Stern. Diese Themen habe man zu lange vor sich hergeschoben. Gegenüber der Wirtschaftswoche erklärte Diess, der Wegfall der Beschäftigungssicherung sei eine neue Situation für VW, ein Tabubruch.

Und so kommt es wenig überraschend, dass der Betriebsrat erneut Widerstand ankündigt. Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte bereits vergangene Woche harten Widerstand an: „Mit mir wird es keine Standortschließungen geben“, so Cavallo. Auch der Betriebsratsvorsitzende des Emder Werks Herbert de Vries erklärte, man werde definitiv um jeden Arbeitsplatz kämpfen – egal ob in Emden oder andernorts. Das Aus der Beschäftigungssicherung bezeichnete er als Vertrauensbruch.

De Vries forderte nun ebenso wie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) schnellstens Gespräche zwischen Betriebsrat und Führungsebene. Zusammen müsse man nun Lösungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit bei VW finden, erklärte Weil sowohl an das Management, auch an die Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft gerichtet. Das sei die klare Erwartung des Landes Niedersachsens. Das Bundesland hält 20 Prozent plus eine Aktie an Volkswagen und verfügt somit über ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen. Zudem stellt Niedersachsen zwei Vertreter im VW-Aufsichtsrat und kommt zusammen mit den Arbeitnehmervertretern dort auf die Mehrheit an Stimmen.

Wird es jetzt eng für Blume?

Ereilt Blume jetzt also dasselbe Schicksal wie seinen Vorgänger? Wohl eher nicht. So erklärte Weil, mit welchen Maßnahmen mehr Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden könne, müsse nun besprochen werden. Damit gibt er sich zumindest nicht verschlossen gegenüber drohenden Entlassungen. Vermutlich sieht auch der Politiker, wie bedrohlich die Lage bei VW aktuell ist.

Auch Diess sieht Blume bei seinem Vorstoß deutlich gefestigter, wie er im Interview mit der Wirtschaftswoche zugibt. Er habe wohl zu früh Entlassungen ins Spiel gebracht. Blume sei aufgrund seiner Herkunft nahe des VW-Hauptsitzes Wolfsburg zudem besser in der Region verwurzelt und sei auch vom Typ her deutlich umgänglicher.

Hinzu kommt, dass Diess nicht ausschließlich aufgrund der angedeuteten Entlassungen seinen Posten abtreten musste. Der Manager verzettelte sich in mehreren Punkten, deren Folgen VW auch heute noch spürt. So erwies sich die von ihm angestoßene Software-Tochter Cariad als Fehler. Sie ist unter anderem dafür verantwortlich, dass es bei zahlreichen wichtigen Modellen im gesamten VW-Konzern zu Problemen kam. Kritiker werden Diess zudem vor, den Fokus viel zu stark auf E-Mobilität gelegt zu haben, was sich jetzt räche.

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(mit Material von dpa-AFX)

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