Die eigene Software-Sparte Cariad soll mithilfe einer immer stärkeren Durchdringung der VW-Konzernmodelle auch die dominanten US-Tech-Größen Tesla und Google angreifen. Das könne einer der Effekte des angestrebten Ziels sein, innerhalb des laufenden Jahrzehnts ein eigenes Volkswagen -Betriebssystem in etwa 40 Millionen Fahrzeugen der größten europäischen Autogruppe zu nutzen, sagte Vorstandschef Herbert Diess bei der Online-Hauptversammlung am Donnerstag. "Mit der Cariad wollen wir bis 2030 die führende Software-Alternative zu Tesla und Google entwickeln."
Zunehmende Vernetzung, digitale Dienstleistungen und der Ausbau selbst programmierter Systeme sind neben der Elektromobilität Schwerpunkte in der neuen Strategie der Wolfsburger. Diess geht davon aus, dass auch das autonome Fahren eine wichtige Säule wird. Dessen Anwendung in der Breite werde zudem die Verkehrssicherheit erhöhen: "Heute passieren die meisten Unfälle, weil Fahrerinnen oder Fahrer einen Fehler machen, abgelenkt oder übermüdet sind. Der virtuelle Fahrer wird sehr viel sicherer fahren als jeder Mensch." Ethische Themen bei der automatisierten Reaktion auf Unfallsituationen sowie die Entwicklung gesetzlicher Standards werfen aber noch Fragen auf.
Den Umbruch hin zu datengetriebenen Geschäftsmodellen sieht Diess als entscheidend an, damit klassische Autohersteller im Wettbewerb mit Tech-Konzernen insbesondere aus den USA und Asien künftig mithalten können. "Vor uns steht die größte Transformation seit der Umstellung von Pferdekutschen auf Automobile Anfang des 20. Jahrhunderts", sagte er. "Es ist an der Zeit, dass wir uns neu erfinden."
Die Aktie von Volkswagen hat sich nach einem erneuten Test der psychologisch wichtigen Marke von 200 Euro wieder auf den Weg nach oben gemacht. Fakt ist: Der Fokus auf Software und Digitalisierung zeigt die Richtung an. VW wird in Zukunft so die Möglichkeit haben, neue Erlösquellen anzuzapfen. Es bleibt dabei: Anleger bleiben investiert und sollten sich von möglichen Rücksetzern aufgrund des volatilen Gesamtmarkts nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Papier bleibt im Auto-Sektor erste Wahl!
(Mit Material von dpa-AFX)