2023 hat bei den Volkswagen-Vorzügen neben hausgemachten Problemen vor allem die Thematik rund um das Werk in Xingjiang belastet. Dort wurde dem Autobauer unter anderem Zwangsarbeit vorgeworfen. Letzte Woche hat eine unabhängige Untersuchung allerdings Entwarnung gegeben und die Aktie beflügelt. Doch dieser Effekt könnte bereits verpufft sein.
Wie DER AKTIONÄR vergangene Woche berichtete, sollte die Untersuchung positive Effekte für das Papier haben. Im Sommer hatte MSCI die Aktie mit einer roten Flagge bezüglich der ESG-Richtlinien belegt. Bei ESG handelt es sich um Faktoren wie Umweltverträglichkeit, soziale Bedingungen und Unternehmensführung. Daher hatten zahlreiche ESG-Fonds und –Indizes die Volkswagen-Aktie bisher nicht gehalten. Mit dem positiven Prüfungsergebnis kehrte nun Hoffnung auf eine Wiederaufnahme in ESG-Produkte und damit vermehrte Käufe sowie daraus resultierende Kursgewinne zurück.
Am Dienstag gab MSCI laut eines Bloomberg-Berichts dann tatsächlich Entwarnung bezüglich der Faktoren und damit grünes Licht für die Aufnahme in entsprechende Produkte. Allerdings blieb eine positive Reaktion der Aktie aus, was dafür spricht, dass diese Entscheidung mit dem jüngsten Anstieg bereits eingepreist war.
Verzögerungen bei der E-Mobilität – Hoffnung für VW
Während die ESG-Entscheidung also keine weiteren Zugewinne gebracht hat, keimt mit der langsamer als erwartet vorangehenden Elektrifizierung wieder Hoffnung bei den Wolfsburgern auf. In Europa, vor allem aber in den USA erfuhr der Elektro-Absatz zuletzt einen Dämpfer. Darüber hinaus steht auch das Verbrenner-Aus 2035 in der EU auf der Kippe. In Deutschland soll derweil die Kaufförderung für Stromer früher auslaufen, was die Nachfrage nach diesen ebenfalls nicht beflügeln wird. Das alles spricht wiederum für VW, die damit länger Zeit haben würden, mit ihren profitablen Verbrennern Geld zu verdienen und die Produktion auf Elektro umzubauen.
Aufgrund der extrem niedrigen Erwartungshaltung an VW könnte der Autobauer dank der genannten Punkte profitieren und die Aktie ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen. Dennoch lösen sich die altbekannten Probleme – etwa die mangelnde Profitabilität oder das Chaos in Sachen Software – damit nicht in Luft auf. Daher ist das VW-Papier im Autosektor derzeit nicht erste Wahl.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..