Die Welthandelsorganisation hat die höchsten Strafzölle auf EU-Importe aus den USA abgesegnet. Flugzeuge und bestimmte Komponenten könnten beim Import in die USA nun teurer werden. Doch auch andere Waren wie Parmesan-Käse, Parmaschinken, Wein, Olivenöl, Orangen und Mehl sind betroffen. Airbus, wegen dem der Handelsstreit entfachte, bleibt jedoch gelassen. Noch.
Die USA dürfen wegen rechtswidriger EU-Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus Strafzölle auf EU-Importe in Milliardenhöhe verhängen. Schlichter der Welthandelsorganisation (WTO) genehmigten Vergeltungsmaßnahmen auf Wareneinfuhren im Wert von 7,5 Milliarden Dollar (derzeit rund 6,9 Mrd. Euro) pro Jahr, wie die WTO am Nachmittag in Genf mitteilte. Trump hatte 11 Milliarden gefordert. Es ist dennoch die höchste Summe, die in der fast 25-jährigen Geschichte der WTO je genehmigt wurde. Eine Berufung gegen den Schlichterspruch ist ausgeschlossen.
Die USA planen nun neue Abgaben auf Flugzeuge und Komponenten der Luftfahrtindustrie, aber auch etliche Käsesorten, Olivenöl, Orangen und Mehl. Deutschland dürfte nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) am stärksten von den neuen Zöllen betroffen sein, mit Exportverlusten von gut zwei Milliarden Euro im Jahr.
Verhängung der Strafzölle noch ungewiss
Die Strafzölle dürfen so lange erhoben werden, bis die unterlegene Partei - hier die EU - die beanstandeten Handelsverzerrungen beseitigt hat. Die EU sagt, das sei längst geschehen. Auf ihren Antrag prüfen von der WTO berufene Handelsexperten dies bereits. Für ihre Beurteilung gibt es noch keinen Termin.
Ob die Trump-Adminstration die genehmigten Zölle tatsächlich verhängt, ist noch nicht entschieden. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sagte, das wäre "kurzsichtig und konterproduktiv".
EU würde Vergeltungszölle verlangen
Die EU will ihrerseits milliardenhohe Vergeltungszölle gegen die USA verhängen, darunter sowohl auf Flugzeug-Komponenten als auch auf Tomatenketchup und Spielekonsolen. Dabei bezieht sie sich auf ein anderes WTO-Urteil, das rechtswidrige US-Subventionen für den Airbus-Konkurrenten Boeing festgestellt hatte. In dem Fall steht der Schlichterspruch über die Höhe der Summe aber noch aus.
Die beiden größten Flugzeug-Hersteller der Welt liefern sich seit Jahrzehnten einen erbitterten Konkurrenzkampf. Die USA und die EU haben sich dabei gegenseitig Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen und ihre Klagen jeweils durch sämtliche Instanzen bei der WTO gezogen.
Malmström erinnerte daran, dass die EU demnächst auch mit der Genehmigung von Strafzöllen rechne. Gegenseitig Zölle zu verhängen schädige nur Unternehmen, Bürger, den Welthandel und die Luftfahrtindustrie. Sie appellierte an die USA, gemeinsam eine Lösung ohne Strafzölle zu finden.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus dürfte von den Strafzöllen - wenn sie denn kommen - stark betroffen werden, die Airbus-Aktie taumelte in den vergangenen Tagen bereits kräftig abwärts, bis zur 200-Tage-Linie. Nun, da die Strafzölle nicht so hoch wie befürchtet ausfallen, steigt die Aktie. Am Nachmittag schaffte es der MDAX-Wert zeitweise sogar ins Plus. (Mit Material von dpa-AFX)
An den mittel- bis langfristig weiterhin positiven Aussichten für die Airbus-Aktie ändert sich durch die möglichen Strafzölle wenig. Verkehrsflugzeuge werden weiterhin gebraucht, und an Airbus und Boeing geht kein Weg vorbei. Auch das Chartbild ist unverändert bullish. Die Aktie bleibt für langfristig orientierte Anleger nach wie vor attraktiv. Der Stopp sollte bei 98 Euro belassen werden.