Royal Dutch Shell hatte von 1945 an bis zum Frühjahr 2020 kein einziges Mal die Dividende gesenkt. Die Folgen der weltweiten Lockdowns und der abgestürzten Ölpreise ließen dem Vorstand des Energieriesen keine andere Wahl. Anstatt der zuvor über Jahre hinweg gezahlten 47 US-Cent je Aktie und Quartal gab es nur noch 16,0 Cent. Doch nun erhöht Shell bereits ein halbes Jahr später - und in einem weiterhin schwierigen Umfeld - die Ausschüttung überraschend.
Demnach sollen die Anteilseigner für das abgelaufene dritte Quartal nun mit 16,65 Cent etwas mehr erhalten. Dabei lief es für den britisch-niederländischen Mischkonzern auch zwischen Juli und September nicht wirklich rund. So hat sich der Gewinn im Jahresvergleich von 5,9 Milliarden Dollar auf 489 Millionen Dollar in etwa gezehntelt. Im klassischen Fördergeschäft wurden wegen der anhaltend niedrigen Ölpreise erneut satte Verluste eingefahren und auch das Gasgeschäft schrieb rote Zahlen (siehe Grafik unten). Für einen Gewinn sorgte wieder einmal das stabile Downstream-Geschäft mit den vielen Raffinerien und Tankstellen des Konzerns. Zur kompletten Unternehmensmeldung.
Besser als erwartet
Immerhin lag der bereinigte Gewinn mit 955 Millionen Dollar deutlich über den Analystenprognosen von 150 Millionen Dollar. Beim Umsatz verfehlte man mit 44,0 Milliarden Dollar hingegen die Markterwartungen. Indes bekräftigte Shell, dass man trotz des schwierigen Marktumfelds und des tiefgreifenden Konzernumbaus die Verschuldung auf 65 Milliarden Dollar reduzieren will.
Die leichte Dividendenanhebung ist natürlich eine nette Überraschung - mehr aber auch nicht! Die kommenden Quartale dürften für Shell ebenfalls sehr schwierig werden. Solange die Aktie noch im hartnäckigen Abwärtstrend festhängt, drängt sich ein Einstieg nicht auf. Anleger, welche die Dividendentitel bereits im Depot haben, beachten den Stoppkurs bei 9,10 Euro.