Der Windanlagenhersteller Nordex kommt schon lange auf keinen grünen Zweig. Trotz steigender Umsätze schafft es das Unternehmen nicht, schwarze Zahlen zu schreiben. Jetzt will Nordex womöglich zum letzten Strohhalm greifen: Man prüfe die Zukunft seiner Rostocker Produktionsstandorte.
Die Geschäftsführung habe den Betriebsräten mitgeteilt, dass es diesbezüglich Überlegungen über Veränderungen gebe, sagte Stefan Schad, Geschäftsführer der Gewerkschaft IG-Metall Rostock und Schwerin, der Deutschen Presse-Agentur. Die Aussage sei gewesen, dass noch keine abschließende Entscheidung getroffen wurde. Zuerst hatte die "Ostsee-Zeitung" über eine mögliche Verlagerung von Produktionskapazitäten aus dem einzigen deutschen Produktionsstandort Rostock ins Ausland berichtet.
Von Nordex hieß es, man überprüfe Kernprozesse regelmäßig. "Dazu gehören auch unsere Produktions- und Beschaffungsabläufe." An Spekulationen beteilige man sich nicht. Das Schweriner Wirtschaftsministerium erklärte, "es gibt noch keine offizielle Entscheidung. Wir sind in Gesprächen mit dem Unternehmen".
Laut einem Unternehmenssprecher hat Nordex am Donnerstag die Arbeitnehmervertreter des Werks für Maschinenhäuser im spanischen La Vall d'Uixó informiert, dass das Unternehmen erwägt, seine Produktionstätigkeit an diesem Standort einzustellen.
Nordex hat in den ersten neun Monaten 2021 einen Verlust von fast 104 Millionen Euro zu Buche verbucht. Zwar habe sich der Umsatz besser entwickelt als erwartet, aber das habe nicht ausgereicht, um die steigenden Material- und Logistikkosten, insbesondere den Anstieg der Seefracht-Kosten im dritten Quartal vollständig zu kompensieren, sagte Konzernchef José Luis Blanco Anfang November.
Der energiepolitische Sprecher der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Daniel Seiffert, verwies auf die wachsende Bedeutung der Windkraft in MV. "Deshalb wäre eine Verlagerung des Produktionsstandorts völlig kontraproduktiv. Mit dieser Unternehmensstrategie gingen zudem bis zu 2000 hochwertige Industriearbeitsplätze in einer klimafreundlichen Zukunftsbranche verloren." Die Stadt Rostock konnte die Medienberichte zu Verlagerungsplänen weder bestätigen noch dementieren, man nehme die Berichte aber wahr und suche entsprechend den Kontakt. OB Claus Ruhe Madsen (parteilos) erklärte, "Die Stadt ist bereit, nach wie vor alles für Nordex und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun."
Nachdem der Kostendruck nicht nachlassen dürfte, dürfte es Nordex trotz steigender Auftragseingänge nicht in die Gewinnzone schaffen. Den Aktionären des Windanlagenherstellers drohen deshalb weitere Verluste, gerade wenn das Jahrestief unterschritten werden sollte. Anleger bleiben hier an der Seitenlinie.