Die anhaltende Halbleiter-Knappheit und Corona-Lockdowns in Asien haben beim Autohersteller Mercedes-Benz im zweiten Quartal erneut die Verkäufe gebremst. So verkaufte der DAX-Konzern in den Monaten April bis Juni rund 490.000 Pkw seiner Hauptmarke und damit 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie er am Montag in Stuttgart mitteilte.
Davon waren diesmal auch die besonders lukrativen Top-Modelle im gleichen Umfang betroffen, vor allem bei der Sportwagentochter AMG fehlten Elektronikchips. Mit Blick auf die gesamte erste Jahreshälfte sieht es auch kaum besser aus: Mit 985.200 Wagen lagen die Mercedes-Pkw-Verkäufe in den Monaten Januar bis Juni 15 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.
Im zweiten Quartal lief es vor allem in China schlecht: Dort verkaufte der Konzern sogar ein Viertel weniger Autos mit dem Stern als im Vorjahreszeitraum. Das Land ist als Absatzmarkt für Mercedes-Benz besonders wichtig: Trotz des Rückgangs lieferte er noch gut ein Drittel aller neuen Wagen seiner Stammmarke in China aus. Zuletzt setzte den Angaben zufolge nach den regionalen Lockdowns im Land aber eine gewisse Erholung ein: So seien die Verkäufe in der Volksrepublik im Juni im Vergleich zum Mai um 40 Prozent gestiegen.
Die Investmentbank Oddo BHF hat das Kursziel für Mercedes-Benz von 85 auf 75 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Outperform" belassen. Die bevorstehende Berichtssaison werde die Diskussionen um die Aussichten der Autobranche kaum verstummen lassen, schrieb Analyst Michael Foundoukidis in einem am Dienstag vorliegenden Ausblick. Die Aktienbewertungen preisten inzwischen eine schwere Rezession im kommenden Jahr ein. Auch Foundoukidis ist vorsichtig und kappte seine Schätzungen für 2023. Er hält aber den Zeitpunkt für richtig, die unfair abgestraften Favoriten wieder einzusammeln. Er nennt hier Stellantis, Mercedes, Ferrari, Michelin und CIE Automotive.
Am heutigen Dienstag startet derweil ein wichtiger Prozess: Weil Verbraucherschützer im Zusammenhang mit dem Dieselskandal gegen den Mercedes-Benz klagen, beginnt am Dienstag (10.00 Uhr) vor dem Oberlandesgericht Stuttgart der Prozess. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen wirft dem Konzern im Kern eine bewusste Manipulation von Abgaswerten vor und will für betroffene Kunden Schadenersatz erstreiten.
Die Aktie von Mercedes-Benz gibt in einem allgemein schwachen Handel am Vormittag 1,5 Prozent nach auf 52,79 Euro. DER AKTIONÄR bleibt zwar langfristig optimistisch, kurzfristig ist die Aktie jedoch weiterhin angeschlagen. Wichtig wäre zunächst der nachhaltige Sprung über den Bereich von 55 Euro und anschließen über den Widerstand bei 60 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.