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Lufthansa – jetzt kommt's drauf an

Lufthansa – jetzt kommt's drauf an
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Martin Mrowka 21.04.2020 Martin Mrowka

Fluggesellschaften gehören in der Corona-Krise zu den am stärksten betroffenen Unternehmen. Seit Wochen ruht der Flugverkehr weltweit, kleinere Fluggesellschaften geraten in große Finanznot, manche brauchen Staatshilfe, andere müssen gar Insolvenz anmelden. Nun erwischt es sogar eine größere Airline. Die nach Qantas zweitgrößte Fluggesellschaft Australiens, Virgin Australia, hat Insolvenzantrag gestellt. Die Lufthansa benötigt ebenfalls Geld.

Virgin Australia will sich mit der Insolvenz finanziell neu aufstellen und gestärkt aus der Covid-19-Krise kommen. Zuvor hatte es die Airline nicht geschafft, eine Staatshilfe in Höhe von 1,4 Milliarden Australischen Dollar (etwa 815 Millionen Euro) zu bekommen. Es geht laut Virgin um rund 16.000 Arbeitsplätze. Das Unternehmen hat Schulden in Milliardenhöhe.

Virgin Australia war gut aufgestellt

Virgin Australia ist neben Qantas die wichtigste Linie für Down Under. Auch Qantas hat wie viele in der Branche mit den Folgen der Pandemie und dem stark beschränkten Flugverkehr zu kämpfen, war aber vor der Krise finanziell besser aufgestellt.

Die Fluggesellschaft gehört Singapore Airlines, Etihad Airways und den chinesischen Unternehmen HNA und Hanshan. Die Virgin-Gruppe des britischen Unternehmers Richard Branson hält zehn Prozent. Branson warnte am Dienstag, ohne Virgin Australia werde es keinen Wettbewerb mehr geben und Hunderttausende weitere Jobs gingen verloren. Falls Virgin Australia verschwände, hätte Qantas das Monopol über den australischen Luftraum.

Norwegian-Töchter ebenfalls insolvent

Am Montag haben auch vier Tochtergesellschaften der norwegischen Fluggesellschaft Norwegian Airshuttle Insolvenz angemeldet. Betroffen sind Gesellschaften in Dänemark und Schweden, bei denen die Piloten und das Kabinenpersonal beschäftigt sind.

Betroffen sind 1.571 Piloten und 3.134 Kabinenmitarbeiter. Das norwegische Personal sei nicht von der Insolvenz berührt, weil der norwegische Staat aufgrund des Virus-Ausbruchs die gehaltsbezogenen Kosten übernehme. In Schweden und Dänemark gebe es keine gleichwertige Deckung, hieß es vom Unternehmen.

Spohr: Jede Stunde eine Million weg

Auch die Lufthansa wird wohl nicht um Staatshilfen herumkommen. Konzern-Chef Carsten räumte Spohr räumte bereits vor Ostern ein: So schwer und lange, wie diese Krise zu werden droht, kann auch die Lufthansa kaum aus eigener Kraft überleben. "In Summe verlieren wir daher jede Stunde eine Million Euro unserer Liquiditätsreserve – Tag und Nacht, Woche für Woche und wohl auch noch Monat für Monat", sagte er.

Auch Lufthansa-Töchter brauchen Geld

Noch ist weder aus Frankfurt noch aus Berlin zu hören, wie genau diese Hilfe aussehen wird. Auch mit den Regierungen in Belgien, Österreich und der Schweiz ist das Lufthansa-Management im Gespräch. In diesen Ländern ist der Konzern mit seinen Töchtern Brussels, Austrian und Swiss vertreten. Allein für Austrian sind Berichten zufolge vor allem Staatsgarantien zwischen 500 und 800 Millionen Euro im Gespräch.

Die Verhandlungen verlaufen schleppend. Der Standard berichtete, dass sich die Experten nicht einig seien, wie man sich von Lufthansa Staatshilfen absichern lassen möchte. Laut dem Artikel steht auch ein Einstieg des österreichischen Staates bei Lufthansa selbst zur Diskussion steht – vor allem dann, wenn der deutsche Staat seinerseits Anteile an der AUA-Mutter übernimmt.

Kapitalerhöhung?

In der Diskussion befindet sich jedoch nach wie vor auch eine Kapitalerhöhung für die deutsche Fluggesellschaft. Im Raum steht ein mittlerer bis hoher einstelliger Milliardenbetrag. Dieser dürfte angesichts der Tatsache, dass der gesamte Börsenwert der Lufthansa auf nur noch knapp vier Milliarden Euro zusammengeschrumpft ist, aus einem Mix aus einer Kapitalerhöhung und Krediten bestehen.

Dem Lufthansa-Kurs würde eine derartige Kapitalmaßnahme nicht gut tun. Derzeit hält sich die Aktie noch oberhalb der wichtigen Chartunterstützung bei knapp 8 Euro. Am Mittag notierte die Lufthansa bei 8,02 Euro mit einem Tagesminus von gut vier Prozent.

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Nun kommt es darauf an: Verlängert oder verschärft sich die Corona-Krise nochmals, ist ein Abrutschen des Lufthansa-Kurses unter das Tief von Anfang April bei 7,80 Euro durchaus möglich. Selbst Kurse um 6 Euro wären dann nicht ausgeschlossen. Jede Hoffnungsmeldung auf eine Bewältigung des Coronavirus dürfte befreiende Kurssprünge auslösen.

Eine Rückkehr zur Normalität wird für Lufthansa und Co noch dauern. Doch der Flugverkehr wird in den kommenden Monaten wieder zunehmen. Nicht investierte Anleger sollten trotz der aktuell sehr günstigen Bewertung der Lufthansa-Aktie noch etwas abwarten, um womöglich noch günstigere Einstiegskurse zu erwischen.

Mit Material von dpa-AFX

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