Es sind zweifellos nervenaufreibende Zeiten für die Aktionäre von Energieaktien wie Royal Dutch Shell, BP oder Total. So sind die Ölpreise am Dienstag belastet durch die starke Verunsicherung an den Finanzmärkten erneut deutlich gefallen. Die Ölpreise weiteten im Tagesverlauf ihre Kursverluste merklich aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 40,03 US-Dollar. Das waren 1,98 US-Dollar weniger als am Vortag. Erstmals seit Juni fiel der Brent-Preis zeitweise unter die Marke von 40 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel noch stärker um 2,82 Dollar auf 37,05 Dollar.
Die gestiegene Risikoaversion an den Finanzmärkten belastet laut Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg die Ölpreise. Er verwies auf die Kursverluste an den Aktienmärkte. Die starke Korrektur trübte insgesamt die Stimmung an den Finanzmärkten. Am 26. August war der WTI-Preis noch bis auf 43,78 Dollar gestiegen. Dies war der höchste Stand seit März - also noch vor dem heftigen Einbruch der Preise in der Corona-Krise im April.
Am Ölmarkt sind auch die Sorgen vor neuen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China wieder stärker in den Fokus gerückt. Auslöser waren Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump. Demnach sollen die wirtschaftlichen Beziehungen der USA zu China eingedämmt werden. Ein Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatte die weltweite Konjunktur in der Zeit vor der Corona-Krise gebremst und die Nachfrage nach Rohöl belastet.
Zudem drückt die Entwicklung im Irak die Ölpreise. "So scheint der Irak die von ihm zugesagten zusätzlichen Produktionskürzungen nicht vollständig implementieren zu können", so Weinberg. Der Irak bestritt jedoch die Probleme, und stellte eine Verlängerung des Umsetzungszeitraum in Aussicht.
Die jüngste Entwicklung der Ölpreise ist derzeit eine schwere Belastung für die großen Öl- und Gasproduzenten. Mutige Anleger mit einem langen Atem können beim Branchenfavoriten, der französischen Total, weiterhin an Bord bleiben. Der Stopp sollte bei 27,50 Euro belassen werden. Bei Shell und BP sollten die Anleger indes nach wie vor an der Seitenlinie verharren und nicht ins fallende Messer greifen.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Shell.
(Mit Material von dpa-AFX)