Der bevorstehende Abschied von E.on-Chef Johannes Teyssen wirft beim Versorger die Frage nach seiner Nachfolge auf. Wenn alles gut geht, soll die Personalie noch in diesem Jahr geklärt werden. Ein Favorit hat sich zwar bereits herauskristallisiert, dennoch bleibt die Liste der Aspiranten lang.
Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum gilt als Favorit für den Chefposten nach dem Abgang Teyssens. Er hat die Mega-Fusion mit Innogy erfolgreich umgesetzt und sich dabei laut einem Handelsblatt-Bericht auch die Rückendeckung der neuen Innogy-Mitarbeiter gesichert. Der 53-jährige hat als ehemaliger RWE-Vorstand zudem bereits viel Erfahrung in der Branche und verfügt über ein gutes Netzwerk.
Es gibt andere Kandidaten
Sein Vorteil könnte aber auch zum Nachteil werden: Er kommt aus dem eigenen Stall. Bei E.on hat sich seit dem radikalen Wandel vom Stromerzeuger zum Dienstleister wenig getan. Die Aktie stagniert, der angekündigte Kulturwandel im Unternehmen lässt weiter auf sich warten. Teilweise wird deshalb laut dem Bericht gefordert, dass der Konzern neuen Input von außen braucht.
Doch auch intern gibt es neben Birnbaum noch weitere Kandidaten. Finanzvorstand Marc Spieker hat einen äußerst guten Ruf in der Finanzszene, Netzvorstand Thomas König führt seit Jahren den gewinnträchtigsten Bereich im Konzern und Kasten Wildberger, Vorstand für Kundenlösungen, wurde einst geholt, um den Wandel zu mehr Digitalisierung voranzutreiben.
Birnbaum hat durch die Innogy-Fusion einen Trumpf im Ärmel. Ob der Aufsichtsrat ihn intern übergeht, erscheint fraglich. Eine Lösung von außen ist aber durchaus denkbar. Bis zum 15. Dezember soll der Nachfolger gefunden werden – wenn, Teyssen bis dahin verkündet hat, wann er geht. Sein Vertrag läuft bis Ende 2021. Scheidet er aber bereits zu Hauptversammlung aus, könnte er 2023 die Nachfolge von Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley antreten.
E.on ist als solider Dividendenzahler mit stabilem Geschäft ein gutes Investment für konservative Anleger. Die Wachstumsfantasie fehlt derzeit aber. Möglich ist, dass sich das unter einem neuen Vorstand ändert. Bis dahin bleibt die Aktie eine gute Halteposition. Favorit des AKTIONÄR in der Branche ist aber weiter RWE.