Neue Fabrik, neues Auto. Mit der Inbetriebnahme der „Factory56“ und der neuen S-Klasse will Daimler wieder zu alter Stärke zurück finden. Die Aktie kann neue Impulse gut gebrauchen.
Nach den herben Rückschlägen der vergangenen Monate setzt Daimler zum lange geplanten Befreiungsschlag an. Die S-Klasse, Luxus-Flaggschiff und traditionell prestigeträchtigstes Modell aus dem Hause Mercedes-Benz, soll den Wendepunkt markieren in einem bislang von der Corona-Krise weitgehend verhagelten Jahr. Am Mittwoch enthüllte Vorstandschef Ola Källenius im Werk in Sindelfingen bei Stuttgart das neue Modell - und eine komplett neue Fabrik für das Vorzeigeauto gleich mit dazu.
"Mit der neuen S-Klasse, dem EQS will Daimler die Speerspitze des E-Autos im Luxurymarkt abbilden."
Rund 730 Millionen Euro hat die etwa 30 Fußballfelder große "Factory 56" gekostet. Sie soll die Produktion deutlich flexibler und effizienter machen und zugleich auf die von Källenius ausgerufene Nachhaltigkeitsstrategie einzahlen. In dem rundum auch mit 5G-Technik vernetzten und digitalisierten und zudem CO2-neutral betriebenen Werk wird die S-Klasse künftig gebaut. Aber nicht nur sie. Auch der Maybach und dazu das Top-Modell der neuen Elektromarke EQ, der EQS, der für 2021 angekündigt ist, werden hier künftig vom Band laufen.
„Mit der neuen S-Klasse, dem EQS will Daimler die Speerspitze des E-Autos im Luxurymarkt abbilden. Daimler ist in eigene E-Plattformen eingestiegen. Eine gute Entwicklung, aber eben etwas später als der VW-Konzern“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Von beidem - Auto und Fabrik - hängt für den Stuttgarter Konzern eine Menge ab. In die S-Klasse baut Daimler traditionell so ziemlich alles ein, was die Entwicklungsabteilung hergibt. Der selbst gesetzte Anspruch an Design, Sicherheit und Technologie ist stets, Maßstäbe für die gesamte Autowelt zu setzen. Für den eigenen Konzern gilt das sowieso: Was zuerst in der S-Klasse Standard ist, findet in der Regel nach und nach Eingang auch in die anderen Baureihen.
"Es ist das Herz unserer Marke", sagte Källenius bei der Premiere des Flaggschiffs, die wegen der Corona-Auswirkungen nur vor kleinem Publikum in Sindelfingen und ansonsten live im Internet stattfand. Dort hatte der Konzern zuvor schon über Wochen mit ersten Einblicken die Erwartungen geschürt.
Mit der "Factory 56" geht der Konzern derweil auch ein Problem an, das Källenius seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr immer wieder angesprochen hat: die Effizienz. Komplette Digitalisierung und Vernetzung sowie der Datenaustausch in Echtzeit sollen die Produktion effizienter machen. Im Vergleich zur bisherigen S-Klasse-Fertigung will Mercedes mit der "Factory 56" bis zu 25 Prozent herausholen.
"Wir haben uns vom freien Fall erholt."
Einen Erfolg mit der S-Klasse kann Daimler gut gebrauchen. Im zweiten Quartal machte Daimler fast zwei Milliarden Euro Verlust. Das dritte Quartal läuft allerdings weitaus besser. "Wir haben uns vom freien Fall erholt", sagte der Vorstandschef.
"Eine gute Entwicklung"
Källenius schraubt zudem auch weiter an der Strategie, will den Fokus stärker auf Luxus und die jeweils oberen Enden der Segmente lenken, wo mehr Geld pro Auto zu verdienen ist. "Mit der neuen S-Klasse, dem EQS will Daimler die Speerspitze des E-Autos im Luxury markt abbilden und ist in eigene E-Plattformen eingestiegen. Eine gute Entwicklung", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gegegnüber dem AKTIONÄR.
Mit der „Factory56“ schlägt Daimler einen völlig neuen Weg ein. Besonders wichtig wird für Daimler der EQS sein, der ab 2021 auf den Markt kommt.
Die Aktie hat sich in den letzten Wochen peu a peu nach oben gearbeitet. Die 200-Tage-Linie wurde nach oben überwunden, im Anschluss wurde der Abwärtstrend aus dem Jahr 2018 geknackt. Der Aufwärtstrend ist intakt. Die Aktie ist eine Halteposition. Nächstes Etappenziel: 45,50 Euro.