In der globalen Corona-Krise ist die Erholung des chinesischen Automarkts ein "Rettungsanker" für die deutschen Autobauer. Zum Auftakt der internationalen Autoausstellung am Samstag in Peking sagten Experten einen weiteren Zuwachs auf dem weltgrößten Automarkt bis Jahresende und auch im nächsten Jahr voraus.
Während das Geschäft weltweit stark eingebrochen ist, wächst die Bedeutung Chinas damit noch. Eine Sprecherin des Volkswagenkonzerns sah in der Erholung in China einen "Anker" im globalen Autogeschäft. Experten sprachen von einem "wesentlichen Stützpfeiler", warnten aber auch vor allzu großer Abhängigkeit und politischer Erpressbarkeit.
Die "Auto China 2020" ist die erste große internationale Ausstellung der Branche seit mehr als einem halben Jahr. China hat das Coronavirus weitestgehend unter Kontrolle und zählt schon länger kaum noch lokale Infektionen. So konnte die im Frühjahr zunächst verschobene Ausstellung nachgeholt werden.
Anders als im globalen Autogeschäft sind die Aussichten für China rosig. "Ich rechne mit einem sehr guten Absatz in der zweiten Hälfte des Jahres", sagte Cui Dongshu von Chinas Personenwagenvereinigung (CPCA). Nach dem Einbruch wegen der Pandemie in der ersten Hälfte des Jahres werde sich der erwartete Rückgang für das Gesamtjahr auf ein Minus von nur noch fünf bis acht Prozent verkleinern. Trotz aller Unsicherheiten rechnet Cui Dongshu 2021 wieder mit einem Zuwachs von acht Prozent. Andere Fachleute sagten auch ein Plus von fünf bis sieben Prozent voraus und beschrieben China als "Rettungsanker".
"Ohne China wäre die deutsche Autoindustrie kaum wiederzuerkennen", sagte Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research (CAR). Mercedes habe im zweiten Quartal einen Rückgang weltweit von 20 Prozent erlitten, aber den Absatz in China um 22 Prozent gesteigert, verdeutlichte der Experte die Lage. Bei BMW habe es "noch krasser" ausgesehen: Einem weltweiten Einbruch von 25 Prozent habe im zweiten Quartal ein Zuwachs von 17 Prozent in China gegenübergestanden.
Damit steigt der Anteil Chinas am globalen Geschäft. Beim VW-Konzern sind es nach eigenen Angaben in den ersten acht Monaten des Jahres 40 Prozent gewesen. Eine starke Abhängigkeit von einer großen Region sei immer ein Risiko, findet Dudenhöffer. "Die Frage ist aber, welches Risiko ist größer: Die Abhängigkeit von China oder in China zum Nischenanbieter zu werden?" Risiken in China könnten "handhabbar" und "tragbar" gemacht werden, meinte der Experte.
Die Aktien der Autobranche haben sich zuletzt stabisilieren können. Insbesondere Daimler zeigt deutliche Stärke. Anleger bleiben deswegen weiter an Bord. Bei der BMW-Aktie ist es wichtig, dass die 200-Tage-Linie verteidigt werden kann, VW muss diese wichtige Unterstützung erst zurückerobern.
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(Mit Material von dpa-AFX)