Mit einem herben Minus von mehr als 20 Prozent sorgen die Papiere des französischen Versorgers EDF am Freitag für Aufsehen. Der französische Staat will die Energiepreise deckeln, um den Preisanstieg zu begrenzen, was ein Milliardenloch in die Bilanzen von EDF reißt. Droht für die deutschen Wettbewerber wie E.on oder RWE nun ein ähnliches Szenario?
Frankreich will den Anstieg in diesem Jahr auf vier Prozent beschränken, kündigte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Donnerstagabend an. Neben einer Steuersenkung soll EDF deshalb mehr Atomstrom an kleinere Wettbewerber verkaufen. Dieser Schritt sei laut Le Maire bereits von der EU-Kommission gebilligt und soll auch die Stromrechnung von Kunden deckeln, die ihren Strom nicht von EDF beziehen.
Ohne Staatseingriff hätte in Frankreich in zwei Wochen eine Erhöhung der Stromtarife um 35 Prozent gedroht, so Le Maire zu Le Parisien. EDF wiederum muss durch die Maßnahme Mindereinnahmen von 7,7 bis 8,4 Milliarden Euro hinnehmen. Entsprechend gab es eine kräftige Gewinnwarnung. Wegen technischer Probleme muss außerdem die Prognose für die nukleare Produktion gesenkt werden.
EDF befindet sich mehrheitlich in Staatshand. Entsprechend sind die Maßnahmen verhältnismäßig einfach umsetzbar. Für die privaten deutschen Versorger ist eine ähnliche Gefahr deshalb nicht in Sicht. Konzerne wie RWE könnten von den Problemen bei EDF vielmehr profitieren und teilweise Preiserhöhungen durchsetzen, heißt es von Barclays.
Mit seinen Kernkraftwerken galt EDF als Profiteur der neuen Atomkraftpolitik in Europa. Doch viele Kraftwerke sind alt und können immer wieder Probleme bereiten. Die Aktie stand nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Mit dem Staatseingriff hat sich dies als richtig erwiesen. Nun könnte der Versorger neues Kapital benötigen, weitere Maßnahmen sind nicht auszuschließen. Finger weg!
E.on und RWE stehen dagegen unverändert auf der Kaufliste des AKTIONÄR. Beide DAX-Konzerne sind gut für die neue Energiewelt gerüstet, das dürfte sich künftig in höheren Kursen widerspiegeln. E.on ist dabei die etwas konservativere Wahl als RWE.