BYD macht ernst. Der chinesische NEV-Primus hat am Montag seine neue Ladetechnologie vorgestellt. Mit dieser ist der Autobauer der Konkurrenz deutlich überlegen. Die Stromer können in etwa fünf Minuten bis zu 400 Kilometer Reichweite aufladen. Und auch ihr Ladenetzwerk wollen die Chinesen deutlich ausbauen.
Mit seiner neuen Super E-Platform hat BYD einen Meilenstein erreicht. Das System erlaubt erstmals eine Ladeleistung von einem Megawatt – ein Wert, den bisher kein Serienfahrzeug erreicht hat. Die Plattform arbeitet mit einer 1.000-Volt-Architektur. Laut Firmengründer Wang Chuanfu bringt das Unternehmen die Ladezeiten von Elektroautos damit auf das Niveau des Tankens von Verbrennern. "Das ist das erste Mal, dass Megawatt-Laden erreicht wurde", erklärte er bei der Vorstellung.
Möglich wird das durch eine Kombination aus mehreren Innovationen. Die neuen Batterien verfügen über extrem schnelle Ionentransportwege, die den Widerstand innerhalb der Zellen um 50 Prozent senken. Dadurch kann mehr Strom in kürzerer Zeit fließen. Zudem hat BYD einen neuen Siliziumkarbid-Chip entwickelt, der eine Spannung von bis zu 1.500 Volt unterstützt. Das sorgt für eine effizientere Steuerung des Ladevorgangs und reduziert Energieverluste. Zusätzlich steigert ein neu konstruierter Motor mit 30.000 Umdrehungen die Leistungsdichte, was die Effizienz des gesamten Antriebsstrangs verbessert.
Die Konkurrenz kann derzeit nicht mithalten. Tesla-Supercharger laden in der Spitze 275 Kilometer in 15 Minuten, der neue Mercedes CLA kommt auf 325 Kilometer Reichweite in zehn Minuten nachladen.
4.000 Schnellladestationen in China geplant
Damit das Potenzial der neuen Technologie voll genutzt werden kann, baut BYD ein eigenes Netz aus Ultraschnellladestationen. 4.000 solcher Standorte sollen in China entstehen. Die ersten Modelle, die mit der neuen Plattform ausgestattet sind, sind die Limousine Han L und das SUV Tang L. Deren Verkaufsstart ist für April geplant. Die Preise werden bei 270.000 respektive 280.000 Yuan, also umgerechnet rund 34.100 beziehungsweise 35.400 Euro, liegen. Wann genau die Ladestationen verfügbar sein werden, ließ BYD jedoch offen.
Technische Hürden bremsen den Fortschritt
Trotz der beeindruckenden Fortschritte wird die Ladeleistung vorerst wohl nicht zu oft erreicht werden. Die meisten Stromnetze sind nicht auf eine derart hohe Energieabgabe ausgelegt. Andere Hersteller wie der chineische Rivale XPeng setzen daher auf Zwischenspeicher an den Ladestationen, um den hohen Energiebedarf auszugleichen.
Das System bleibt zunächst auf China beschränkt. Die neuen Ladesäulen werden nur dort installiert. Ob und wann die Technologie nach Europa kommt, ist unklar.
Auch wenn die maximale Ladeleistung der Super E-Plattform zunächst wohl nur selten erreicht wird. Die neue Plattform demonstriert einmal mehr den Innovationsgeist und die technologische Überlegenheit von BYD. Investierte Anleger bleiben bei der Aktie an Bord.