BMW-Chef Oliver Zipse hat dem Konzern neues Leben eingehaucht. Der Autobauer hat in Sachen Elektromobilität in den letzten Monaten deutlich an Speed zugelegt. Auch die Investition in Solid Power, einem Hersteller von Feststoffbatterien, passt ins Bild. Anleger legen sich mit einem Kauflimit auf die Lauer.
"BMW muss noch aufholen"
BMW wird im laufenden Jahr neben dem i4 auch den vollelektrischen SUV iX3 und später das größere Technologieflaggschiff iX auf den Markt bringen. 2023 will BMW in 90 Prozent seiner heutigen Marktsegmente mit einem rein elektrischen Modell vertreten sein. Dennoch: "Nach wie vor ist BMW deutlich langsamer als der VW-Konzern und Daimler, etwa mit EQS. Die neuen E-Autos von BMW iX4 und i4 sind eher Standard. BMW muss noch aufholen", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gegenüber dem AKTIONÄR.
Dabei hat BMW-CEO Oliver Zipse zuletzt die Strategie seines Konzerns verteidigt, langsamer als etwa der heimische Konkurrent Audi aus der Produktion klassischer Verbrennermotoren auszusteigen. "Die wahren Entscheider in unserer Industrie sind die Kunden. Und die sollte man nie aus den Augen verlieren", sagte der Manager in einem Interview der "Passauer Neuen Presse" und des "Donaukuriers" (Montag).
Zipse verwies auf die Pläne des Münchner Konzerns, 2030 die Hälfte der Autos mit rein batterieelektrischem Antrieb zu verkaufen. "Wenn ein Hersteller dann kein Verbrennerangebot mehr hat, dann geht ihm das halbe Marktvolumen verloren, und er befindet sich auf einem unternehmerischen Schrumpfungskurs." Zwar werde es in den kommenden 15 Jahren Städte, Regionen und Länder geben, in denen sich der Transformationsprozess zur Elektromobilität vollständig vollziehe. Aber in der Summe der weltweit 140 BMW-Märkte werde das nicht der Fall sein.
Die Volkswagen -Tochter Audi hatte jüngst angekündigt, Mitte des Jahrzehnts den letzten Verbrenner auf den Markt zu bringen. Ab 2032 oder 2033 will der Ingolstädter Konzern weltweit dann nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkaufen.
BMW ist auf einem guten Weg. Auch die Investition in das Feststoffbatterie-Start-Up Solid Power macht Sinn, wenngleich es nur eine kleine Beteiligungssumme ist.
Feststoffbatterien werden von Experten gute Chancen eingeräumt, in einigen Jahren die derzeitige Lithium-Ionen-Akkutechnologie von Elektroautos abzulösen und dann mehr Reichweite und schnelleres Aufladen zu bieten. Volkswagen arbeitet bei dieser Technologie mit dem US-Unternehmen QuantumScape zusammen.
Solid Power will über die Fusion mit dem Finanzvehikel Decarbonisation and Acquisition Corporation an die US-Börse Nasdaq kommen. Der Unternehmenswert inklusive Schulden wird bei rund 1,2 Milliarden Dollar liegen. BMW und Ford hatten Anfang Mai eine Finanzierungsrunde bei dem Unternehmen angeführt, in der rund 135 Millionen Dollar an den Feststoffbatteriespezialisten gingen.
Die BMW-Aktie ist nach der guten Performance zuletzt in die Konsolidierung übergegangen. Das Break über das Hoch vom 24. Januar 2018 bei knapp 94,80 Euro wurde vertagt. Der nächste potenzielle Kurstreiber dürfte der Digitaltag am 24. Juni sein. Anleger können sich mit einem Kauflimit bei 85,00 Euro auf die Lauer legen.