Live-Sportveranstaltungen passen nicht zum „Video-on-Demand“-Geschäft von Netflix. Mit Dokumentationen wie „Drive to Survive“ rund um die Formel 1 feierte der Streaming-Anbieter allerdings erste Erfolge im Sportbereich. Und bald könnte zusätzlicher Content rund um die amerikanischen Football-Liga NFL hinzukommen.
Denn vergangenen Freitag berichtete The Athletic, dass die NFL Teile ihrer Mediensparte verkaufen könnte. Gespräche wurden laut Insidern mit unterschiedlichen Medienkonzernen geführt – darunter auch mit Netflix.
„Wenn man an NFL Films denkt, dann hat man eine robuste Bibliothek mit Potenzial für Dokumentationen“, sagte ein Mannschaftsvertreter, der bei der Präsentation im Raum war. „Sie könnten sich vorstellen, dass 'Hard Knocks' und all diese Dinge ähnlich wie die Formel 1 oder die PGA direkt über Netflix angeboten werden.“
Zusätzlicher Content ist der Schlüssel für steigende Abonnentenzahlen und eine hohe Kundenbindung. In den Bereichen Sport und Dokumentationen hat Netflix dabei noch Potenzial, welches beispielsweise aktuell durch eine Reality-Serie rund um die PGA-Golf-Tour erschlossen wird.
Analysten bleiben kritisch
Das Abonnentenwachstum ist dabei aktuell der Knackpunkt, der viele Anleger von einer Netflix-Investition abhält. Kein Wunder, denn im vergangenen Quartal hat der US-Konzern hier gewaltig enttäuscht und jüngst haben reihenweise skeptische Analysten diesbezüglich gewarnt.
Erst am Montag haben beispielsweise die Analysten von Truist geschrieben, dass sie erwarten, dass Netflix im Rahmen der Q2-Prognose die Abo-Schätzungen nicht erreichen dürften, da der aktuelle Konsens eine „zu hohe Hürde“ darstelle. Auch die Analysten von Cowen haben ihre Erwartungen vor den am 19. April erscheinenden Q1-Zahlen nach unten geschraubt und erwarten aktuell nur noch 1,45 Millionen neue Nutzer.
Die Experten von Baird und Stifel äußerten sich in den vergangenen Tagen ebenfalls vorsichtig. Sie wiesen auf das Abwanderungsrisiko in Europa hin – nicht nur wegen dem Verlust von Abonnenten in Russland, sondern auch aufgrund des Drucks auf die Verbraucherausgaben.
Über die kurzfristig erwarteten Schwächen bei den Abonnentenzahlen hilft die Aussicht auf potenzielle NFL-Filme natürlich nicht hinweg. Die Fähigkeit stets neuen Content zu produzieren, ist jedoch Grundlage für die langfristige Wachstumsfantasie bei Netflix. Spannend ist hier, dass es dem Streaming-Dienst gelingt, die Kosten pro Abonnent stabil zu halten, obwohl die Investitionen in neue Inhalte deutlich gestiegen sind.
DER AKTIONÄR erwartet, dass die Wachstumsstory von Netflix noch nicht zu Ende erzählt wurde. Die günstige Bewertung der Aktie macht es leicht, auf dieses Szenario zu setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.