Enttäuschende Zahlen, die auf eine schwächelnde Wachstumsdynamik hindeuteten, haben die Netflix-Aktie kräftig unter Druck gesetzt. Als entscheidendes Argument, das die Netflix-Bären dabei immer wieder nennen, ist die wachsende Konkurrenz rund um HBO Max, Disney+, oder Apple TV+. Diese neuen Konkurrenzdienste können jedoch nicht wirklich mit Netflix mithalten.
Dafür spricht, dass Netflix, obwohl man bisher am längsten im Streaming-Geschäft tätig ist und schon oft die Preise erhöht hat, noch immer die höchsten Kundenbindungsraten aufweist. Kein Wunder, denn die neue Konkurrenz kann nicht gerade mit üppigen Medienbibliotheken glänzen und ist deutlich langsamer als Netflix, wenn es um die Produktion oder Lizenzierung zusätzlicher Inhalte geht.
In den vergangenen Quartalen konnten die neuen Dienste sicherlich an Marktmacht zugewinnen. Die geringe Film- und Serienauswahl wird jedoch auch die Zahl der Kündigungen weiter nach oben treiben. Im Falle von Disney+ könnte dies nach einem saisonal starken Weihnachtsquartal sogar zu sinkenden Abonnentenzahlen führen. Denn bereits die Entwicklung vom Juli- zum Oktober-Quartal war mit einem Plus von rund zwei Millionen Abonnenten beziehungsweise einem Anstieg von 1,8 Prozent mehr als nur spärlich und die rund zwölf Millionen, die um Weihnachten zu Disney+ hinzustießen, dürften kaum loyale Nutzer sein.
Netflix dominiert noch immer die Streaming-Charts und setzt zudem auf nationale Produktion, die den Marktführer in Geographien außerhalb der USA verankern und es den Konkurrenten auch hier schwermachen, langfristig bedeutende Marktanteile aufzubauen.
Und obwohl Netflix mehr produziert, konnte sich die operative Marge zuletzt von 18 auf 20 Prozent verbessern – eine operative Glanzleistung, insbesondere vor dem Hintergrund der schrumpfenden Wachstumsraten. Disney hingegen kaufte in der Vergangenheit neuen Content teuer zu – bei Nettoschulden von rund 40 Milliarden Dollar und einer noch immer ausgesetzten Dividende wird diese Praxis wohl kaum fortzuführen sein.
Netflix ist und bleibt der Marktführer. Entscheidend sind hierfür Skalierungseffekte, die es dem US-Konzern ermöglichen schneller als die neue Konkurrenz zusätzliche Inhalte anzubieten oder in neue Märkte zu investieren und gleichzeitig die operativen Gewinne zu steigern. DER AKTIONÄR empfiehlt weiterhin, bei der Netflix-Aktie investiert zu bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.