Die vergangenen Wochen haben erneut gezeigt, dass es an der Börse nicht immer nur schnurgerade nach oben geht. Seit Mitte Februar erfolgte der schnellste Ausverkauf aller Zeiten. Binnen weniger Wochen verlor der amerikanische Leitindex Dow Jones im Zuge der Corona-Krise mehr als 30 Prozent. Diesem rasanten Kurssturz konnte sich selbst die Beteiligungsgesellschaft des erfolgreichsten Investors aller Zeiten nicht entziehen. Mittlerweile notiert die Berkshire Hathaway-Aktie rund 20 Prozent unter ihrem Allzeithoch von Ende Februar. Ist die Aktie jetzt ein Kauf oder greift man hier ins fallende Messer?
Das Beteiligungskonglomerat Berkshire Hathaway vereint mittlerweile mehr als 100 Unternehmen unter ihrem Dach (siehe Grafik unten). Dazu zählen beispielsweise die Eisenbahngesellschaft BNSF oder das Versi-cherungsunternehmen Geico. Daneben besitzt Berkshire zahlreiche Aktienpakete. Das größte ist dabei aktuell Apple mit rund 5,6 Prozent.
Der erste positive Aspekt ist der enorm große Cashbestand von Berkshire. Rund 144 Milliarden Dollar hat Buffett über die Jahre angehäuft. Mehrfach wurde er dafür heftig kritisiert, doch wiedermal zeigt sich, dass er nicht ohne Grund zu den erfolgreichsten Investoren aller Zeiten zählt. Nun kann sich der Altmeister in Ruhe nach lukrativen Investments umschauen und sukzessive zuschlagen.
Die langfristige Outperformance gegenüber dem marktbreiten S&P 500 lässt sich unmittelbar darauf zurückführen, dass Buffett in Boomphasen hohe Cashquoten aufbaut. Seit 1965 hat es Berkshire geschafft, eine jährliche Rendite von 20,3 Prozent zu erzielen. Der S&P 500 kam „nur“ auf rund zehn Prozent. Vor allem in Krisenzeiten dient die hohe Cashquote sozusagen als Sicherheitspuffer. Einerseits kann Buffett dann zu Schnäppchenpreisen zuschlagen, andererseits gelingt es ihm enorm günstige Vertragskonditionen auszuhandeln. Erinnert sei dabei besonders an den Goldman Sachs-Deal in der letzten Finanzkrise.
Besonders interessant ist die Versicherungssparte Geico, welche jährlich rund 129 Milliarden Dollar in die Kassen von Berkshire Hathaway spült. Das Besondere: Diese gewaltige Summe an Geld ist ein quasi zinsloser Kredit, den der Starinvestor zum Investieren nutzen kann.
Dennoch gibt es auch einzelne negative Punkte. Besonders bei den Airlines hatte Buffett zuletzt seine Positionen deutlich ausgebaut. Diese zählen jedoch zu den stark zyklischen Unternehmen und sind aktuell besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Auch das große Engagement bei den Banken kann durchaus kritisch betrachtet werden. Zudem hatte man zwar mit Apple seinen Technologieanteil seit 2016 stark ausgebaut, manch andere Chance aber eindeutig verschlafen. Bei Amazon waren es vor allem die beiden Nachwuchs-Manager Todd Combs und Ted Weschler, die kleinere Positionen aufgebaut hatten. Buffett selbst zählte schon lange zu den größten Fans von Amazon-Gründer Jeff Bezos, hatte jedoch lange Zeit gescheut, bei Amazon einzusteigen.
Berkshires Bilanz ist dennoch grundsolide. Der Return on Equity betrug im letzten Jahr rund 21 Prozent. Den zuletzt hohen Gewinnschwankungen sollten Anleger nicht allzu viel Beachtung schenken, da neue Bilanzierungsvorschriften vorschreiben, Kursschwankungen der Aktienbeteiligungen auszuweisen.
Warren Buffett dürfte auch in dieser Krise zu den großen Profiteuren zählen. Gut möglich, dass das „Orakel aus Omaha“ auch diesmal wieder Top-Deals an Land ziehen wird. Auf dem aktuellen Niveau ist die Berkshire Hathaway-Aktie durchaus attraktiv. Wer einen langen Atem und etwas Mut mitbringt, kann somit erste kleine Positionen aufbauen. Mit seinen fast 90 Jahren hat Buffett schon die ein oder andere Krise und Rezession mitgemacht und ist bis dato jedes Mal gestärkt daraus hervorgegangen. Auch diesmal dürfte es nicht anders sein.
Der Autor Nicola Hahn hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Berkshire Hathaway.