Mit Milliardensubventionen treibt China den Aufbau der heimischen Chip-Industrie voran. Da Halbleiter auch einen militärischen Nutzen haben können, versucht die USA den zügigen Fortschritt zu verhindern. Ins Kreuzfeuer aus gegenseitigen Handelsbeschränkungen ist jüngst auch wieder der Anlagenbauer ASML geraten. An der Börse hat dies negative Folgen.
Etwa 17 Milliarden Dollar pumpt die chinesische Regierung jährlich in den heimischen Halbleiter-Sektor. Laut eigenen Angaben mit Erfolg – zwischen 2017 und 2022 habe sich die inländische Chip-Produktion verdoppelt. Dennoch schätzen Marktforscher, dass die Selbstversorgerquote nur bei etwa 20 Prozent liegt. Weit weg vom Ziel der Regierung, bis 2025 eine Quote von 70 Prozent zu erreichen.
Die Exportbeschränkungen der US-Regierung, welche zuletzt im Oktober noch einmal verschärft wurden, erschweren dabei den Ausbau der heimischen Produktion. Das gilt insbesondere, da sich auch andere westliche Länder der US-Strategie anschließen, um den Fortschritt Chinas bei der Schlüsseltechnologie zu verhindern.
Ganz aktuell hat beispielsweise die niederländische Regierung eine Exportlizenz widerrufen, die es ASML gestattete, an seine chinesischen Kunden DUV-Lithographieanlagen zu liefern. „Eine Lizenz für die Lieferung von NXT:2050i und NXT:2100i Lithographiesystemen aus dem Jahr 2023 wurde kürzlich von der niederländischen Regierung teilweise widerrufen, was sich auf eine kleine Anzahl von Kunden in China auswirkt“, gab der Konzern am Dienstag bekannt.
Die Niederländer ziehen damit im Einklang mit den USA auch beim Export von DUV-Anlagen die Daumenschrauben an. Die Lieferung von EUV-Systemen nach China, welche zur Herstellung der kleinsten und technologisch fortschrittlichsten Halbleitern benötigt werden, ist bereits seit Längerem untersagt.
Immerhin: Die Beschränkungen sollen laut ASML die Finanzprognosen für 2023 nicht negativ beeinflussen. Langfristig machen sich die Anleger allerdings zu Recht Sorgen. Denn im vergangenen dritten Quartal war China der größte Markt für den Anlagenbauer – mit einem Umsatzanteil von 46 Prozent. Dass das Management auch hier versucht, die Bedenken zu zerstreuen und durch die Exportbeschränkungen keine materiellen Belastungen für die Jahre 2025 bis 2030 erwartet, kann nicht wirklich beruhigen.
Der Technologiestreit zwischen den USA und China bleibt für ASML das größte Risiko für die künftige Umsatzentwicklung. Auf den jüngsten Teilwiderruf der Exportlizenz reagiert der Markt verständlicherweise sensibel. Die Aktie von ASML verliert rund 2,7 Prozent. Anleger sichern die Kursgewinne ab und ziehen nach dem guten Lauf der Aktie den Stopp der AKTIONÄR-Empfehlung auf 535 Euro nach.