Die Aktien von AMD und Nvidia gingen am Freitagabend in die Knie. AMD verlor rund zehn Prozent, während Nvidia rund sieben Prozent nachgab. Ein Grund für die Schwäche der hochbewerteten Wachstumsaktien sind die wiederaufflammenden Zinssorgen. Doch die Chip-Aktien belastet noch ein Faktor – und der hat mit der Ukraine-Krise zu tun.
Russland hat in den vergangenen zehn Tagen seinen Truppenaufbau an der ukrainischen Grenze beschleunigt. Der nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, erklärte zudem am Freitag, dass die USA einen russischen Einmarsch noch vor dem 20. Februar für möglich hielten.
Ein Angriff Russlands löst dabei zwar keinen NATO-Bündnisfall aus, dürfte jedoch laut Sicherheitsexperten mit weiteren US-Truppenverlegungen einhergehen, um die Bündnispartner im Osten Europas abzusichern. Und dies könnte einen anderen großen geopolitischen Gegenspieler der USA auf den Plan rufen.
Denn China könnte einen Konflikt in Europa und eine Bindung von US-Truppen an der NATO-Ostgrenze nutzen, um Taiwan anzugreifen. Die taiwanesische Regierung hat jedenfalls im Zuge der Ukraine-Krise die Alarmbereitschaft ihrer Truppen erhöht und ihre Beobachtungsmissionen verstärkt. Konkrete Anhaltspunkte bezüglich einer Verschärfung der Situation im Pazifik gibt es aktuell aber nicht. Zuletzt drangen Mitte Januar 34 chinesische Kampfjets in den taiwanesischen Luftraum ein.
Die Ein-China-Politik der chinesischen Regierung sowie ihr Plan Taiwan notfalls mit Gewalt „zurückzuerobern“ ist kein Geheimnis. Die Rhetorik des chinesischen Präsidenten eindeutig. Präsident Xi Jinping warnte, dass sich ausländische Kräfte, die sich gegen China stellen würden, an „einer Mauer aus chinesischem Stahl die Köpfe blutig schlagen werden“. Es ist laut Sicherheitsexperten weniger die Frage, ob China einen Krieg in Taiwan führen wird, sondern wann.
Taiwan hat für die USA als ihr neuntgrößter Handelspartner eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Insbesondere für US-Chip-Unternehmen wie AMD und Nvidia, die keine eigenen Foundry-Kapazitäten besitzen und vollständig von Auftragsfertigern abhängig sind. Der wichtigste Chip-Hersteller für beide US-Konzerne: die Taiwan Semiconductor Manufactoring Company TSMC. Ein Krieg in Taiwan hätte für AMD und Nvidia katastrophale Folgen.
Am Freitag haben in einem volatilen Markt die Sorgen bei den Anlegern von AMD und Nvidia wieder die Oberhand gewonnen. Eine Eskalation der Ukraine-Krise könnte die Aktien zusätzlich belasten. Eine Chance auf einen positiven Kurstreiber bietet die Zahlenveröffentlichung von Nvidia am Mittwoch. Zudem bleibt auf charttechnischer Seite trotz des jüngsten Kursrutsches die wichtige 200-Tage-Linie bei Nvidia und auch AMD intakt.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.