Der Nasdaq 100 hat am Mittwoch über drei Prozent eingebüßt. Besonders heftig brachen die Aktien von AMD (minus 5,8 Prozent), Nvidia (minus 5,8 Prozent) und Adobe (minus 7,2 Prozent) ein. Tech-Anleger werden damit erneut vor die Frage gestellt, ob die jüngste Rally nun endgültig zu Ende ist. DER AKTIONÄR hat die Anwort.
Ausgelöst durch eine womöglich noch restriktivere Geldpolitik der Fed gerieten am Mittwochabend US-Tech-Aktien unter Druck. Marktanalyst Jeffrey Hall vom Handelshaus Oanda sprach sogar von einer „Implosion bei Tech-Aktien“. „Die bewertungstechnisch am stärksten aufgemotzten Anlageklassen sind am anfälligsten für erhebliche Abwärtskorrekturen“, schreibt Hall in seinem täglichen Marktkommentar.
Zur Einordnung: Die am Mittwochabend veröffentlichten Fed-Protokolle haben Marktteilnehmern klare Signale für einen womöglich schnelleren Anstieg der Leitzinsen gesendet. In Phasen steigender Zinsen halten sich Unternehmen oft mit Investitionen in IT und Software zurück. Zudem gelten Tech-Konzerne als besonders zinssensibel, weil mit höheren Zinsen die Finanzierungskosten steigen und die künftige Gewinnerwartungen in den Bewertungsmodellen abgezinst werden.
Dass die Abverkäufe insbesondere die Aktien von AMD, Nvidia oder Adobe erwischen, die mit sehr hohen Bewertungen notieren, ist dabei nicht verwunderlich. Allerdings sollten Anleger die Flinte nicht zu früh ins Korn werfen. Denn es ist nicht das erste Mal, dass in den vergangenen Monaten die Tech-Highflyer von Zinsängsten erfasst wurden – und die Papiere haben sich Dank der noch immer vorherrschenden „Buy-the-Dip“-Mentalität schnell erholt.
Nasdaq 100 im Chart-Check
Auf charttechnischer Seite gibt es nach der beeindruckenden Rallye des vergangenen Jahres ebenfalls noch keinen Grund bei Tech-Aktien auf die Short-Seite zu wechseln. Der Nasdaq 100 befindet sich unverändert in einem langfristigen Aufwärtstrend und sowohl die 200-Tage-Linie als auch die 100-Tage-Linie sind noch intakt.
Allerdings zeigt der Blick auf die Entwicklung der vergangenen Wochen klare Schwächen im Chart auf und die 50-Tage-Linie wurde mit dem gestrigen Abverkauf erneut durchbrochen. Gehen die Abverkäufe am Donnerstag weiter, worauf die leicht schwächeren Nasdaq-100-Futures hindeuten, rückt zudem die horizontale Unterstützung bei 15.500 Punkten in den Blick. Erst bei 14.880 Punkten liegt dann die 200-Tage-Linie, die seit dem Ausbruch der Pandemie nicht mehr getestet wurde.
Eine kurzfristige Schwäche im Nasdaq 100, welche im Chart noch keine großen Verkaufssignale generiert hat und insbesondere hochbewertete Aktien trifft, ist noch kein Grund, die Rally für beendet zu erklären. Die Korrektur dürfte aber in den kommenden Tagen anhalten und erneut die 15.500 Punkte testen, bevor die Dip-Käufer wieder Mut fassen.
Aktionäre von AMD, Nvidia oder auch den Big-Tech-Werten können an ihren Positionen festhalten und die Gewinne laufen lassen. Bei bereits vorher unter Druck geratenen Aktien, die zudem eine hohe Bewertung aufweisen, sind dagegen Teilverkäufe ratsam – beispielsweise bei Papieren wie Atlassian, Adobe, Salesforce oder DocuSign.
Denn bei Aktien, deren Wachstumserwartungen für 2022 mit einem großen Fragezeichen versehen sind, dürften die Dip-Käufer wohl eher nicht zuschlagen und für die Schnäppchenjäger bleiben die Software- und Cloud-Highflyer selbst nach ihren kräftigen Kursverlusten zu teuer.