An den US-Börsen ist es zur Wochenmitte klar bergab gegangen. Die Anleger sorgen sich, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen länger auf ihrem hohen Niveau belassen könnte als bislang erwartet. Der von der US-Notenbank Fed veröffentlichte Konjunkturbericht ("Beige Book") hatte keine erkennbaren Auswirkungen auf die Kurse.
Zum Handelsende büßte der schon vortags schwächere Leitindex Dow Jones 1,06 Prozent auf 38 441,54 Punkte ein. Für den marktbreiten S&P 500, der am Dienstag kaum verändert geschlossen hatte, ging es um 0,74 Prozent auf 5266,95 Punkte bergab. Auch der technologielastige Auswahlindex Nasdaq100 konnte sich diesmal nicht gegen den schwachen Trend stemmen: Er verlor 0,70 Prozent auf 18 736,76 Punkte.
Die Anleger sorgen sich, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen länger auf ihrem hohen Niveau belassen könnte als bislang erwartet. Schuld daran ist die hartnäckige Inflation im Land. Zudem betonten Börsianer eine schwache Nachfrage bei der Ausgabe neuer US-Staatsanleihen, die die Anleiherenditen nach oben trieb. Ferner lasten Äußerungen von US-Notenbankgouverneur Neel Kashkari zur Haltung der Fed weiter auf der Stimmung. Ihm zufolge sind Zinserhöhungen nicht völlig ausgeschlossen.
Anders sieht es bei der Europäische Zentralbank aus. Zwar ist die deutsche Inflationsrate im Mai erstmals in diesem Jahr wieder gestiegen, nachdem ihr Rückgang bereits im April ins Stocken geraten war. Experten hatten diese Entwicklung allerdings schon prognostiziert, sodass die Daten den Euro nicht stützten. Es wird weiter damit gerechnet, dass die EZB kommende Woche erstmals ihre Zinsen wieder senken wird - und zwar um 0,25 Prozentpunkte. Die Inflationsdaten für den gesamten Euroraum werden am Freitag veröffentlicht.
Seitens der Unternehmen enttäuschte die Fluggesellschaft American Airlines die Anleger mit ihrem gesenkten Gewinnausblick für das wichtige Sommerquartal. Sie sendete damit Analysten zufolge beunruhigende Signale für die Branche. Die Aktien büßten 13,5 Prozent auf 11,62 US-Dollar ein - zeitweise stand mit fast 16 Prozent der größte Tagesverlust seit Juni 2020 zu Buche. Damit beschleunigten sie die jüngste Talfahrt und erreichten den tiefsten Stand seit knapp sieben Monaten. Die Anteilsscheine von Konkurrenten wurden davon in Mitleidenschaft gezogen: Jetblue, Southwest und Delta büßten bis zu knapp 4 Prozent ein.
Einen Kurseinbruch um 62 Prozent mussten die Anteilseigner von Faraday Future verkraften. Der Hersteller von Elektrofahrzeugen veröffentlichte Ergebnisse für das vergangene Quartal und Geschäftsjahr und nahm sein Produktionsziel zurück.
Die Titel von Digital Turbine rutschten nach Quartalszahlen um 17 Prozent ab. Das Unternehmen verfehlte mit dem Umsatz die Marktschätzungen. Digital Turbine verfügt über eine Plattform für die Vermarktung von Apps und Inhalten auf Mobilgeräten.
Ansonsten galt das Interesse der Investoren einer weiteren milliardenschweren Übernahme im US-Ölsektor. Der Branchenriese ConocoPhillips will den Wettbewerber Marathon Oil in einem 22,5 Milliarden US-Dollar schweren Aktientausch übernehmen. Die Conoco-Aktien sanken um 3,1 Prozent, während die Marathon-Titel 8,4 Prozent gewannen.
Beim Softwareunternehmen Salesforce verteilten die Anleger etwas Vorschuss-Lorbeeren für die Quartalszahlen, die nach dem Börsenschluss anstanden: Die Aktien des SAP-Konkurrenten schlossen als einer der besten Dow-Werte 0,7 Prozent fester. Nachbörslich ging es mit dem Kurs dann allerdings steil bergab, da der SAP-Konkurrent mit seinem Umsatzausblick auf das laufende Quartal hinter den Erwartungen zurückblieb.
Die Aktionäre von Dick's Sporting Goods konnten sich dank eines angehobenen Jahresausblicks über einen Kurssprung von 15,9 Prozent freuen.
Mit Material von dpa-AFX