Nach einem verhaltenen Wochenauftakt sind Aktienkurse in den mehrheitlich auch am Dienstag nicht recht in Schwung gekommen. Nach der Beilegung des US-Schuldenstreits stehen nun die unsicheren Konjunktur-Perspektiven und der nächste Woche anstehende Zinsentscheid der Fed im Mittelpunkt. Die großen Indizes schlossen jedoch leicht im Plus. Und es gibt Ausreißer...
Der Leitindex Dow Jones Industrial zeigte sich nach einem Verlauf meist unter Vortag zum Schluss minimal erholt bei 33.573 Punkten. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es ähnlich wenig nach oben auf 14.558 Zähler. Der marktbreite S&P 500, der an der Schwelle dazu steht, per geläufiger Definition wieder in einen "Bullenmarkt" einzutreten, lag mit 4.283,85 Zählern 0,2 Prozent im Plus.
Neuerdings ist es das Credo der Anleger, dass die konjunkturellen Risiken durch den US-Schuldendeal nicht kleiner geworden sind. "Der Kompromiss in den USA sieht eine spürbare Reduzierung der Staatsausgaben vor, was die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöht", hieß es am Dienstag vom Chefvolkswirt der LBBW, Moritz Krämer.
Außerdem gibt es Zweifel daran, ob die Fed wirklich schon am Ende ihres Zinszyklus steht. Der UBS-Ökonom Jonathan Pingle erwartet zwar Mitte Juni zunächst keine Zinserhöhung, sehr wohl aber dann im Juli. Er verwies dabei auf die im Mai nach wie vor hohe Inflation und die zuletzt robuste Entwicklung am Arbeitsmarkt der Vereinigten Staaten. Den Zeitpunkt für eine von ihm erwartete Zinssenkung schob er in einer Studie auf Dezember nach hinten.
SEC nimmt auch Coinbase ins Visier
Auf Unternehmensseite bleiben Kryptobörsen im Fokus: Nach der Binance-Plattform wirft die US-Börsenaufsicht SEC nun auch Coinbase Verstöße gegen das Wertpapiergesetz vor. Das Unternehmen habe Anlagen zum Handel angeboten, die als Wertpapiere hätten registriert werden müssen, hieß es in der Klageschrift. Coinbase betreibe eine illegale Wertpapierhandelsbörse und führe dabei auch bestimmte andere Finanzdienstleistungen ohne nötige Zulassung aus.
Experte Mark Palmer von der Berenberg Bank betonte, in der Sache stehe für Coinbase ein erheblicher Umsatzteil auf dem Spiel. Die Aktien, die am Vortag wegen einer ähnlichen Klage gegen Binance schon neun Prozent verloren hatten, sackten nun um weitere 12 Prozent ab. Zeitweise waren sie sogar um mehr als 20 Prozent eingebrochen auf das tiefste Niveau seit Mitte Januar.
Wenig verwunderlich, dass die Klagen der SEC gegen die Krypto-Plattformen Binance und Coinbase auch den Kurs von MicroStrategy belastet haben. Doch am Dienstag erholte sie sich kräftig. Grund dafür: eine Partnerschaft mit Microsoft. MicroStrategy legen um gut acht Prozent zu, Microsoft-Papiere geben hingeben 0,6 Prozent nach.
Intel wegen Mobileye an der Dow-Spitze
Die Anteilsscheine von Mobileye rutschten zeitweise um gut zwei Prozent, nachdem der Chip-Hersteller Intel angekündigt hatte, Papiere im Wert von 1,5 Milliarden Dollar abzustoßen. Intels Anteil an dem Entwickler von Fahrassistenz-Systemen bleibt damit aber immer noch nahe 90 Prozent. Die Intel-Aktie steht mit einem Kursplus von 3,6 Prozent an der Spitze der Dow-Werte, Mobileye verkleinerten den Abschlag auf 0,1 Prozent.
Auch beim Gesundheits-Dienstleister GE Healthcare will der Großaktionär weitere Anteile verkaufen. Hier konnten die Anleger ein Kursplus von drei Prozent verbuchen. Direkt nach der Schlussglocke geht es jedoch um gut ein Prozent abwärts. Der Mischkonzern General Electric (GE) hatte angekündigt, den Mittelzufluss zum Abbau der Verschuldung nutzen zu wollen. GE-Aktien gewannen 1,3 Prozent hinzu.
Bei Apple stellt sich derweil nach der Vorstellung einer neuen Computerbrille am Vortag die Frage, wo angesichts der recht hohen Bewertung die nächsten Kursimpulse herkommen sollen. Nach einem vorübergehenden Rekordhoch hatten am Vortag schon Gewinnmitnahmen eingesetzt, die am Dienstag weiter gingen. Zuletzt betrug das Minus bescheidene 0,2 Prozent.
Papiere des Flugzeugbauers Boeing drehten ins Minus, verloren zeitweise fast vier Prozent, konnten sich zuletzt aber auf einen Abschlag von 0,7 Prozent berappeln. Der Konzern hat mitgeteilt, dass es erneut Lieferverzögerungen wegen neuer Probleme bei bestimmten Flugzeugtypen (Dreamliner) geben dürfte. (Mit Material von dpa-AFX)
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