Erst Binance, jetzt Coinbase: Die US-Börsenaufsicht SEC nimmt Kryptobörsen zunehmend hart ran. Die verschärfte Gangart führen Beobachter auf den spektakulären Zusammenbruch des Branchenriesen FTX von US-Jungunternehmer Sam Bankman-Fried zurück – und die damit in Zusammenhang stehende Rolle der SEC. Die jetzt bekannt gewordene Klage gegen Coinbase bleibt für den Sektor nicht ohne Wirkung.
"Coinbase betreibe eine illegale US-Wertpapierhandelsbörse und führe dabei auch bestimmte andere Finanzdienstleistungen ohne nötige Zulassung aus", so die US-Börsenaufsicht SEC. Starker Tobak, mit dem Anleger da am Dienstag konfrontiert werden. Die SEC hat mit Coinbase eine weitere große Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin verklagt. Coinbase habe Kryptoanlagen zum Handel angeboten, die die SEC als Wertpapiere einstufe und die vom Unternehmen entsprechend hätten registriert werden müssen, hieß es in der am Dienstag bei Gericht in New York eingereichten Klageschrift. Eine Stellungnahme des Unternehmens lag zunächst nicht vor.
Auf Fragen folgten Drohungen
Coinbase-Chef Brian Armstrong liegt schon länger im Clinch mit der SEC. So macht der Firmenblog des US-Unternehmens mit einem Beitrag vom März auf, dessen Überschrift lautet: "Wir fragten die SEC nach vernünftigen Kryptoregeln für Amerikaner. Stattdessen bekamen wir juristische Drohungen." SEC-Chef Gary Gensler hat sich den häufig als zu lasch reguliert kritisierten Markt für Digitalwährungen zum Steckenpferd gemacht. Spätestens seit dem spektakulären Kollaps des Branchenriesen FTX von US-Jungunternehmer Sam Bankman-Fried - dem wegen Betrugsvorwürfen eine lange Haftstrafe droht - steht die SEC unter hohem Druck, die Zügel zu straffen.
Mit der Klage gegen Coinbase verschärft die Behörde ihre Gangart nun weiter. Am Vortag hatte die SEC bereits Klage gegen den Betreiber der weltgrößten Krypto-Handelsplattform Binance eingereicht. Gensler warf Binance sowie Firmengründer und Chef Changpeng Zhao Täuschungen, Interessenkonflikte, Offenlegungsversäumnisse und kalkuliertes Hintergehen von Gesetzen vor. So seien Investoren etwa hinsichtlich der Risikokontrollen und Handelsvolumen in die Irre geführt worden.
Binance teilte mit, die Anschuldigungen der SEC ernst zu nehmen. Das Unternehmen kündigte jedoch zugleich an, sich energisch zu verteidigen. Binance habe bei den Ermittlungen aktiv kooperiert. Dass die Behörde trotzdem Klage eingereicht habe, sei entmutigend. "Die Aktionen der SEC untergraben Amerikas Rolle als globales Zentrum für finanzielle Innovationen und Führung", hieß es in dem Statement weiter. Bitcoin, Ether und andere Digitalwährungen reagierten mit deutlichen Kursverlusten auf die Klagen der SEC. Die Aktie von Coinbase brach am Dienstag zeitweise um fast 20 Prozent ein.
Coinbase ist nicht mehr laufende Empfehlung des AKTIONÄR. Anleger sollten nicht ins fallende Messer greifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum, Binance Coin.