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29.04.2020 Stefan Sommer

Thomas Gebert: Der Börsenindikator steht auf Kaufen!

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DAX

Der Börsenexperte Thomas Gebert ist nicht nur für seinen berühmten Börsenindikator bekannt, sondern hat auch gezielt in seinen Büchern gezeigt auf welche Muster es an den Märkten ankommt und wie man diese strategisch ausnutzt. Im Interview erklärt er den aktuellen Stand der Märkte und wie es nun weitergehen könnte.


Der Aktionär: Wie sind sie bisher durch die Krise gekommen?

Thomas Gebert: Ich habe auch verloren. Allerdings hält sich mein Minus wie das im Musterdepot des Gebert-Briefs mit -11,7 Prozent seit Jahresbeginn in Grenzen. Der DAX verlor doppelt so viel. Es ist wichtig das Minus nicht zu groß werden lassen, denn sonst kämpft man mit der Prozentrechnung. Wenn der Depotwert zwölf Prozent gefallen ist, muss er danach 14 Prozent steigen um wieder in die alte Höhe zu gelangen. 14 Prozent ist seine Größenordnung, die man mit der Aktienanlage auch einmal hinbekommen kann. Rutscht man dagegen erst einmal 33 Prozent ins Minus, müssen die Kurse danach 50 Prozent steigen um den Verlust wettzumachen. 50 Prozent kriegt man nicht so schnell bis gar nicht wieder hin. Im Mittel der letzten 60 Jahre kletterte der DAX pro Jahr um sechs Prozent. Dann muss man also statistisch gesehen acht Jahre warten, bis man sein Geld wieder hat.


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Was hat denn Ihr Börsenindikator in der Zeit signalisiert?

Der hat natürlich nicht vor dem Virus gewarnt, denn er zieht ja nur wirtschaftliche Daten zur Indikatorberechnung hinzu. Er stand also die ganze Zeit wegen des hohen Dollar, der sinkenden Inflationsrate und den nicht steigenden Zinsen auf „Kaufen“. Selbst jetzt zum Mai, wenn die Jahreszeit auf ungünstig dreht, bleibt er investiert. Ein Verkaufssignal ist so schnell nicht zu erwarten.

Es kam diesmal auf die richtige Aktienauswahl an. Das Börsenindikator-Zertifikat MF04W6, das in Grün-Phasen in geeignete Aktien investiert hat sich sehr gut gehalten. Es notiert im Moment sogar über dem Stand vom Jahresanfang auf einem Allzeit-Hoch. In den letzten zwölf Monaten hat es den DAX um sage und schreibe 44 Prozentpunkte outperformt. Statt 14 Prozent im Minus wie der DAX notiert es 30 Prozent im Plus.


Morgan Stanley Knock-Out Solactive Gebert-Borsenindikator AR Index (WKN: MF04W6)
Foto: Börsenmedien AG

Und ihre 16-Wochen-Strategie, wie ist es der ergangen?

Die konnte in der Zeit glänzen. In der Panikwoche, als es wasserfallartig nach unten ging, war die Strategie short und die euphorische Erholung des DAX fiel in die Long-Phase. Damit steht es nun 159 zu 80 für die Strategie seit Beginn 2018. Der 16 Wochen-Strategie verfügt mittlerweile über einen etwa doppelt so großen Depotwert wie der DAX-Investor und das bei einem verschwindend geringen Risiko.


Wie sehen Sie denn nun die weitere Entwicklung? Geht es weiter nach oben unter müsse mit einem erneuten Rückschlag rechnen?

An eine V-förmige Erholung der Wirtschaft glaube ich nicht. Wenn die Distanzierungsmaßnahmen aufgegeben werden, droht ja die nächste Epidemie-Welle. Ich vermute, dass es nur langsam wieder nach oben gehen wird. Wir sind im Moment etwa zu 50 Prozent investiert und wollen in der nächsten Zeit eher Aktien kaufen, die auch bei einer länger andauernden Wirtschaftsschwäche durchhalten wie etwa Unilever.

Bei stark konjunkturabhängigen Werten besteht die Gefahr, dass sie irgendwann neues Eigenkapital brauchen. Wenn die Erlöse nun einige Wochen lang vollkommen ausfallen die Kosten laufen weiter, helfen auch die großzügig angebotenen Kredite nicht. Dann schmilzt das Eigenkapital dahin. Die Bundesregierung hat zwar im Rahmen ihrer großzügig angebotenen Hilfsmaßnahmen auch mit Eigenkapital zur Seite zu stehen, aber als die Börse steil stieg, als das Paket verkündet wurde, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Das ist das Schlimmste, was dem Aktionär passieren kann, wenn der Staat hilft. Ich sage nur Commerzbank. Nach der Finanzkrise brauchte die Commerzbank ebenfalls frisches Eigenkapital, was die Bundesregierung zur Verfügung stellte. Damit schrumpfte jedoch der Anteil der Altaktionäre Unternehmen auf einen Bruchteil. Vor der Krise stand die Commerzbank bei 200 Euro mittlerweile nur noch bei 3 Euro. Olaf Scholz verkündete zwar die Unternehmen werden nachher wieder privatisiert, aber davon haben die Altaktionäre dann ja nichts mehr.

Dass es um die Finanzen der deutschen Unternehmen nicht allzu gut steht, berichtete auch in der letzten Woche die Financial Times. Amerikanische Banken ziehen sich bei der Kreditvergabe an europäische und besonders deutsche Unternehmen zurück. J.P. Morgan zum Beispiel wollte sich nicht mehr an einer Erhöhung der Kreditlinie für BASF beteiligen und Goldman Sachs trat vom Konsortium für einen Kredit für Daimler zurück. Wie ein Investmentbanker zitiert wurde, sind im Moment Kredite an deutsche Unternehmen zu riskant.

Deshalb suchen wir solche Werte raus, die aufgrund ihres kontinuierlichen Geschäftsverlaufs und damit der Möglichkeit die Kosten an die Erlöse anzupassen, nicht in Gefahr geraten könnten in Eigenkapitalnöte zu geraten.


Foto: Börsenmedien AG

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